
Um den Anforderungen der Volkskrankheit Allergie gerecht zu werden, gibt es die Zusatz-Weiterbildung Allergologie für ausgebildete Fachärzte/-innen. Mindestens ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland leidet an einer Allergie. In den letzten Jahren kamen immer mehr Allergene hinzu. Welche Ursache für die Zunahme der allergischen Krankheiten verantwortlich ist, wurde bislang noch nicht geklärt. Allerdings scheint der „westliche“ Lebensstil einen großen Einfluss zu haben.
Inhaltsverzeichnis
Die Weiterbildung wird ermöglicht für Fachärzte/-innen aus den Gebieten Allgemeinmedizin, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Innere Medizin sowie Kinder- und Jugendärzte/-innen. Hier gibt es alles zu Fachgebiet, Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung, Dauer, Inhalte, Prüfung, Karrieremöglichkeiten und Gehalt.
Allergologie im Überblick
Allergieprävalenz: Allergien sind in Deutschland weit verbreitet. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2018 leiden etwa 20% der Bevölkerung an einer Allergie. Dies macht Allergologie zu einem wichtigen Fachgebiet in der medizinischen Versorgung.
Allergiezentren: In Deutschland gibt es spezialisierte Allergiezentren, in denen Allergologen/-innen tätig sind. Diese Zentren bieten eine umfassende Diagnostik und Behandlung von Allergien an und arbeiten eng mit anderen Fachärzten/-innen, z.B. Pneumologen/-innen oder HNO-Ärzten/-innen, zusammen.
Das Fachgebiet Allergologie
Allergologen/-innen sind Fachärzte/-innen für Allergologie und haben umfassende Kenntnisse über allergische Erkrankungen sowie deren Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten. Zu den Aufgaben von Allergologen/-innen gehört u.a. die Durchführung von Allergietests, um herauszufinden, auf welche Substanzen eine Person allergisch reagiert. Dazu gehören Hauttests, Bluttests und gegebenenfalls Provokationstests.
Nach der Diagnosestellung entwickelt der/die Allergologe/-in einen individuellen Behandlungsplan für den/die Patienten/-in. Dies kann die Vermeidung von Allergenen, die Verschreibung von Medikamenten zur Symptomkontrolle oder die Durchführung einer spezifischen Immuntherapie umfassen. Die spezifische Immuntherapie, auch als Hyposensibilisierung bekannt, zielt darauf ab, das Immunsystem des/-r Patienten/-in gegenüber bestimmten Allergenen zu desensibilisieren und die allergische Reaktion zu verringern.
Darüber hinaus berät der/die Allergologe/-in die Patienten/-innen in Bezug auf Allergenvermeidung, gibt Tipps zur Selbsthilfe und unterstützt sie bei der Bewältigung ihres allergischen Zustands.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Allergologie
Die Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Allergologie sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Verantwortlich sind hier die Länderkammern. Um die Zusatzbezeichnung Allergologe/-in in Deutschland zu werden, muss eine Fachärztin / ein Facharzt zunächst eine dieser Facharztausbildungen absolviert haben:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Allgemeinmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Dermatologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Allergologie
Die Weiterbildungszeit für die Zusatz-Weiterbildung Allergologie findet bei einem Weiterbilder für Allergologie gemäß 5 § Abs. 1 Satz 3 der Weiterbildungsordnung satt. Als berufsbegleitende Weiterbildung variiert die Weiterbildungszeit. Zur Orientierung dienen die Richtwerte in Klammern (siehe nächstes Kapitel).
Inhalte der Zusatzweiterbildung Allergologie
Die Weiterbildungsinhalte Allergologie beinhalten das theoretische und praktische Fertigkeiten und Kompetenzen. Laut Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) teilen sich folgendermaßen auf.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Allergologie
- immunologische und allergologische Grundlagen
- Immundefekte und Regulationsstörungen
- Immuntoleranz und Autoimmunität
- Epidemiologie allergischer Erkrankungen
- Allergencharakterisierung und Allergenverbreitung
- Auslöser, Symptomatik und Therapie von Pseudoallergien
- Allergenkarenz, Allergen-Elimination und Therapieallergene-Verordnung
- psychogene Symptome und somatopsychische Reaktionen
- psychosoziale und berufsbedingte Aspekte
Allergologische Krankheitsbilder
- Symptomatik, Genetik/Epigenetik, Differentialdiagnose und Therapieoptionen
- allergischer Erkrankungen
- der Atemwege, insbesondere Asthma
- an Hals, Nasen, Ohren und Augen, z. B. allergische Rhinitis, Rhinokonjunktivitis, chronische Rhinosinusitis
- an der Haut, z. B. Urtikaria und Angioödem, atopisches Ekzem, Kontaktdermatitis, Mastozytose
- Behandlung gebietsbezogener allergischer Erkrankungen
Nahrungsmittelallergien
- Epidemiologie, Einteilung, Symptomatik, Differentialdiagnose, Therapieoptionen sowie Prognose von Nahrungsmittelallergien und – unverträglichkeiten einschließlich Risikofaktoren, Augmentationsfaktoren
- Diagnostik von Nahrungsmittelallergien und Therapie von Nahrungsmittelreaktionen
Insektengiftallergien
- Epidemiologie, Symptomatik, Therapieoptionen sowie Prognose von Insektengiftallergien, nicht allergischen Reaktionen auf Insekten/Insektenstiche
- Diagnostik von Insektengiftallergien und Therapie von Insektengiftreaktionen
Medikamentenallergien
- Epidemiologie, Definition und Typen von Medikamentenallergien und -unverträglichkeiten sowie Management und Therapieoptionen
- Diagnostik von Arzneimittelallergien und Therapie von Arzneimittelreaktionen
- ASS-Deaktivierung bei Samter-Trias
Anaphylaxie
- Definition, Symptome, Schweregrade, Epidemiologie, Auslösefaktoren, Augmentationsfaktoren sowie Differentialdiagnose bei Anaphylaxie
- Therapie der Anaphylaxie gemäß Schweregrad einschließlich des anaphylaktischen Schocks
- Beratung des Patienten zum Umgang mit Notfallmedikation
Diagnostik von Allergien
- Prinzipien der allergologischen Diagnostik
- Erhebung und Dokumentation der speziellen allergologischen Anamnese
- Methoden zum Nachweis von Sensibilisierungen
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von serologischen und pharmakologischen in-vitro-Testverfahren
- Bestimmung sensibilisierender Antikörper vom Soforttyp (Ig E)
- Indikationsstellung und Befundinterpretation zellulärer in-vitro-Testverfahren, z. B. Antigenabhängige Lymphozytenstimulation, Durchflusszytometrie, Histamin- und LeukotrienFreisetzung
- Kutan- und Epikutantest bei Soforttyp- und Spättyp-Reaktionen bei Patienten (200)
- Lungenfunktionstests
- Indikationsstellung und Durchführung gebietsbezogener Provokationsteste bei Patienten, z. B. nasal, bronchial, oral, parenteral (50)
Therapie von Allergien
- Prinzipien der allergologischen Therapie
- Medikamentöse und physikalische Therapie, Karenzmaßnahmen sowie alternative Therapieformen
- Ernährungsberatung einschließlich Eliminationsdiäten
- Patientenschulungsprogramme
- Wirkmechanismen, Vorteile, Risikofaktoren, Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Formen der allergen-spezifischen Immuntherapie (ASIT)
- Indikationsstellung und Durchführung der spezifischen Immuntherapie bis zur Erhaltungsdosis einschließlich der Erstellung des Behandlungsplans und von Therapieverlaufskontrollen bei Patienten, z. B. mittels Stichprovokationstestung
Prävention, arbeits- und umweltmedizinische Aspekte
- Einleitung von Maßnahmen der primären, sekundären und tertiären Prävention bei Risikogruppen und bereits Erkrankten
- Berufliche Risikofaktoren für allergische Sensibilisierung
- Allergisch bedingte Berufskrankheiten, insbesondere des Respirationstraktes und der Haut
- Kriterien zur Anerkennung einer allergisch bedingten Berufskrankheit
- Toxikologie der Umweltschadstoffe
- Umweltbedingte Risikofaktoren für allergische Sensibilisierung
- Symptomatik und Differentialdiagnose umweltmedizinischer Erkrankungen
Hinweis: Diese Liste dient zur Orientierung. Die jeweilige Länderkammer hat als verantwortliche Instanz die Kompetenz, davon abzuweichen. Wir empfehlen eine individuelle Anfrage bei der zuständigen Landesärztekammer.
Abschluss der Zusatzweiterbildung Allergologie
Die mündliche Prüfung zur Zusatz-Weiterbildung für Allergologie dauert i.d.R. mindestens 30 Minuten. Sie findet vor einem Prüfungskomitee statt, das aus dem/-r Prüfungsvorsitzenden und meist zwei Beisitzenden besteht. Sie ist wie eine Art Fachgespräch strukturiert, das zwischen dem Prüfling und dem/-r Prüfungsvorsitzenden erfolgt. Meist wird dabei ein theoretischer Fall eines/-r hypothetischen Patienten/-in besprochen, den/die der Prüfling erläutern muss.
Das Logbuch in Allergologie
Das Ausbildungslogbuch der Facharztausbildung Allergologie ist ein wichtiger Bestandteil der Qualifikation. Es muss nach Absolvierung aller Ausbildungsschritte ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Nur so ist eine Prüfungsanmeldung möglich. Das Logbuch enthält alle dokumentierten Inhalte und Kenntnisse in der Allergologie, die im Rahmen der Facharztausbildung erlernt wurden.
Karrieremöglichkeiten mit Zusatzbezeichnung Allergologe/-in
Viele Allergologen/-innen sind niedergelassene Fachärzte/-innen und erweitern das Behandlungsspektrum ihrer Patienten/-innen durch die Weiterbildung. Es gibt jedoch auch gesamte Praxen, die nur auf die Allergologie spezialisiert sind. Durch den großen sozialen Einfluss von Allergien werden Allergologen/-innen gerne als Arbeitsmediziner/innen oder auch als Pharmaberater/innen eingesetzt. Auch im stationären Bereich sind Allergologen/-innen zu finden und große Krankenhäuser haben teilweise sogar eine eigene Abteilung für die Diagnostik und Therapie allergischer Erkrankungen.
Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung Allergologe/-in
Das Facharzt-Gehalt wird unabhängig von einer Zusatz-Weiterbildung gezahlt. Zumindest bei angestellten Fachärzten/-innen öffentlicher Träger. Die Bezahlung findet nach gültigen Tarifverträgen statt, die für sich je nach Arbeitgeber unterscheiden, bundesweit aber annähernd gleich sind. Das Facharzt-Gehalt liegt je nach Erfahrung dann grob zwischen 6.200 und 8.300 Euro brutto im Monat. Angestellte Ärzte/-innen verbessern außerdem ihre Karrieremöglichkeiten und können in Leitungspositionen als Ober- oder Chefarzt/-ärztin deutlich mehr verdienen.
Selbstständige Allergologen/-innen, die eine eigene Praxis betreiben, haben die Möglichkeit, ihr Einkommen durch die Anzahl der Patienten/-innen und die Abrechnung von privaten Leistungen zu beeinflussen. Hierbei müssen jedoch auch Kosten für Praxisbetrieb und Personal berücksichtigt werden.
Wer in einer Praxis beschäftigt ist, kann je nach angebotenen Leistungen mit Weiterbildung mehr verdienen. Hier ist auch Verhandlungsgeschick gefragt.
Häufige Fragen zu Allergologie
- Was ist Allergologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Allergologe/-in?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Allergologie?
Allergologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Allergien beschäftigt. Allergien sind eine überempfindliche Reaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Substanzen in der Umwelt, die als Allergene bezeichnet werden. Zu den häufigen Allergenen gehören Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente und Insektengifte.
Um Allergologe/-in zu werden, muss eine Facharzttitel in Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Dermatologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde oder Kinder- und Jugendmedizin haben und die Zusatz-Weiterbildung Allergologie absolviert haben.
Die Weiterbildungszeit in der Allergologie beträgt in der Regel 18 Monate.