Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie ermöglicht es Fachärzten/-innen, diesem immer weiterwachsenden Problem innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken. Mittlerweile leiden deutschlandweit Millionen von Menschen an akuten oder chronischen Schmerzen, die Tendenz ist steigend.
Medizinische Fachexperten/-innen mit Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie wenden ihre erworbene Fachexpertise in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz an, um Patienten/-innen auf ihrem Weg zurück in ein schmerzfreies Leben zu unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fachgebiet Spezielle Schmerztherapie
- Voraussetzungen für die Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie
- Dauer der Zusatz-Weiterbildung
- Inhalte der Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie
- Logbuch und Abschlussprüfung
- Karrieremöglichkeiten als Schmerzmediziner/in
- Gehaltsperspektiven als Schmerzmediziner/in
Spezielle Schmertherapie im Überblick
- Deutschlandweit praktizieren über 6.000 Fachärzte/-innen mit abgeschlossener Weiterbildung in Spezielle Schmerztherapie.
- Knapp 17 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet unter chronischen Schmerzen. Dies entspricht rund 14 Millionen Menschen.
- Häufigste Ursache: Erkrankungen im Bereich des Bewegungsapparates (rund 16 Prozent). Von diesen 16 Prozent stehen Rückenschmerzen mit 10 Prozent unangefochten auf Platz 1.
- 50 Prozent der Betroffenen mit chronischen Schmerzen geben an, dass der Schmerz direkte Auswirkungen auf ihre Arbeitsfähigkeit hat.
Das Fachgebiet Spezielle Schmerztherapie
Schmerzen sollten als eine Art Warnfunktion des Körpers aufgefasst werden und uns aufmerksam machen, dass innerhalb des Körpers etwas nicht stimmt. Beispielsweise lassen Zahnschmerzen den Rückschluss zu, dass eine Entzündung des Zahnfleisches bzw. eine Wurzelinfektion oder Karies vorliegt.
Die Zusatz-Weiterbildung “Spezielle Schmerztherapie” spezialisiert laut Weiterbildungsordnung Fachärzte/-innen auf die “Behandlung chronisch schmerzkranker Patienten/-innen, bei denen der Schmerz seine Leit- und Warnfunktion verloren und einen selbstständigen Krankheitswert erlangt hat.”
Hält ein spezifischer Schmerz (z. B. Rückenschmerzen) trotz durchgeführter Behandlung über einen Zeitraum von 3 bis Monaten an, gilt das Schmerzgeschehen als chronisch und die Warnfunktion erlischt. Schmerzen können darüber hinaus sowohl zur ungewollten Einschränkung der Freizeitaktivitäten als auch zur Reduktion sozialer Kontakte bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen.
Ziel der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie ist es, anhand interdisziplinärer Behandlungsmethoden, die sich an der jeweiligen Fachrichtung orientieren, eine Schmerzreduktion bei Patienten/-innen herbeizuführen und somit die Lebensqualität zu verbessern.
In erster Linie orientieren sich die eingesetzten Behandlungsmethoden an der Art des Schmerzes (z. B. Rückenschmerzen), am Ort und Verlauf des Schmerzes, sowie etwaigen Begleitsymptomen (z. B. Depressionen, Schlafstörungen).
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie
Neben einem erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium ist ein Facharzttitel einer beliebigen Facharztrichtung der Humanmedizin Voraussetzung, um die Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie absolvieren zu können.
Dauer der Zusatzweiterbildung Spezielle Schmerztherapie
Die Dauer der Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie beträgt in Vollzeit 12 Monate und muss gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) an einer hierfür befugten Weiterbildungsstätte abgelegt werden.
Außerdem gehört die Teilnahme an einem 80-Stunden-Kurs gemäß § 4 Abs. 8 in Spezielle Schmerztherapie verpflichtend zur Weiterbildung dazu.
Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie
Bei den Inhalten der Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie wird innerhalb der Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer zwischen folgenden Kompetenzen unterschieden:
- Methodenkompetenzen und kognitive Kompetenzen (Kenntnisse)
- Handlungskompetenzen (Fertigkeiten und Erfahrungen)
Im Nachfolgenden sind die spezifischen Inhalte der Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie anhand der MWBO angeführt. Dabei ist die Liste nur zur Orientierung zu verstehen. Die Inhalte können je nach zuständiger Landesärztekammer variieren. Wir empfehlen eine entsprechende individuelle Informationsanfrage.
Übergreifende Inhalte der Zusatzweiterbildung spezielle Schmerztherapie
- Neurophysiologische Grundlagen der Schmerzentstehung und Schmerzverarbeitung einschließlich der Schmerzchronifizierung
- Bio-psycho-soziales Schmerzverständnis
- Ursachen, Epidemiologie und Prävention chronischer Schmerzen einschließlich genetischer, geschlechtsbezogener und psychosozialer Zusammenhänge
- Wirkmechanismen und Evidenzlage von medikamentösen, physiotherapeutischen, psychotherapeutischen, interventionellen und komplementärmedizinischen Verfahren
- Standardisierte Erfassung und Verlaufsdokumentation
- Schmerzmedizinische Gutachtenerstellung einschließlich der Klärung relevanter sozialmedizinischer Fragestellungen
- Teilnahme an interdisziplinären Schmerzkonferenzen
Diagnostik des Schmerzes
- Erhebung einer bio-psycho-sozialen Schmerzanamnese (Richtzahl: 100)
- Anwendung standardisierter und validierter Testverfahren und Fragebögen (Richtzahl: 100)
- Vollständige körperliche Untersuchung und Funktionsstatus (Richtzahl: 100)
Spezifische Schmerztherapie
- Besonderheiten bei Patienten mit psychischen und somatischen Komorbiditäten und Störungen, einschließlich Suchterkrankungen
- Besonderheiten der Schmerzbehandlung bei Kindern und Jugendlichen
- Besonderheiten der Schmerzbehandlung des alternden Menschen
- Spezielle Pathophysiologie und Differenzialdiagnose des neuropathischen Schmerzes
- Spezielle Pathophysiologie und Differenzialdiagnose primärer und sekundärer Kopf- und Gesichtsschmerzen, einschließlich der Kopfschmerzen durch Medikamente und toxische Substanzen
- Spezielle Pathophysiologie und Differenzialdiagnose von Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen, einschließlich Fibromyalgie
- Schmerzhafte Erkrankungen des Gefäßsystems
- Thorakale Schmerzsyndrome
- Viszerale Schmerzen
- Urogenitale Schmerzsyndrome
- Somatoforme Schmerzsyndrome
- Indikationsstellung physiotherapeutischer, psychotherapeutischer, interventioneller und komplementärmedizinischer Verfahren
- Eingehende Beratung und partizipative Entscheidungsfindung, einschließlich Festlegung von Therapiezielen
- Schmerzedukation, auch mit Klärung von aufrechterhaltenden psychosozialen Einflussfaktoren
- Aufstellung eines inhaltlich und zeitlich gestuften multimodalen Therapieplanes, einschließlich der zur Umsetzung erforderlichen interdisziplinären, interprofessionellen und sozialmedizinischen Koordination (Richtzahl: 100)
- Initiierung, Modifizierung und/oder Beendigung medikamentöser Kurzzeit-, Langzeit- und Dauertherapie (Richtzahl: 100), davon Langzeit- oder Dauertherapie mit standardisierter Dokumentation des schmerztherapeutischen Behandlungsverlaufs (Richtzahl: 50)
- davon in einer terminalen Behandlungsphase einer palliativen Situation (Richtzahl: 10)
- Medikamentenmissbrauch und Medikamentenabhängigkeit
- Entzugsbehandlungen (Richtzahl: 10)
Logbuch und Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie erfolgt, wie auch die zuvor abgeschlossene Facharztprüfung, kommissionell bei der jeweils zuständigen Landesärztekammer. Im Rahmen dieser Prüfung wird sowohl das theoretisch als auch praktisch erworbene Wissen der Kandidaten/-innen abgeprüft. Sie erstreckt sich über eine Zeit von mindestens 30 Minuten und findet meist in Form eines Fachgesprächs statt.
Das sogenannte Logbuch ist wichtiger und verpflichtender Bestandteil für die Dokumentation der erworbenen Inhalte der Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie.
Erst wenn das Logbuch vollständig ausgefüllt und der zuständigen Landesärztekammer vorgelegt wurde, ist die Anmeldung zur Prüfung möglich.
Karrieremöglichkeiten mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie
Schmerzmediziner/innen können sowohl in einer Klinik, Universitätsklinik (z. B. Schmerzambulanz) oder in einer eigenen Niederlassung bzw. einer Gemeinschaftspraxis arbeiten. Wird zudem eine Laufbahn als Oberarzt/-ärztin oder Chefarzt/-ärztin ins Auge gefasst, sind Weiterbildungen ein essenzieller Bestandteil, um auf der Karriereleiter einen Schritt nach oben zu machen.
Für Fachärzte/-innen mit eigener Praxis ist die Weiterbildung Spezielle Schmerzmedizin von großem Vorteil, da sich der Kundenstock aufgrund der zusätzlich angebotenen Leistungen deutlich erhöhen lässt, was auch Einfluss auf den Praxisertragen haben sollte.
Gehaltsperspektiven als Schmerzmediziner/in
Die Weiterbildung allein hat bei angestellten Fachärzten/-innen erstmal keinen Einfluss auf das Facharzt-Gehalt. Dieses orientiert sich in der Regel an den jeweils geltenden Tarifverträgen des Arbeitgebers und liegt bei Fachärzten/-innen grob zwischen 6.200 und 8.400 Euro Monatsbrutto, abhängig von ihrer Berufserfahrung.
Häufige Fragen
- Was ist Spezielle Schmerztherapie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie?
- Wie lange dauert die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie?
Spezielle Schmerztherapie ist eine Zusatz-Weiterbildung zur Ergänzung der fachärztlichen Kompetenz. Vorwiegend beinhaltet dieses medizinische Fachgebiet das Erkennen und die Behandlung von Patienten/-innen mit chronischen Schmerzen.
Neben einem abgeschlossenem Medizinstudium gilt eine ebenso erfolgreich abgeschlossene Facharztausbildung eines beliebigen Fachgebietes der Humanmedizin als Voraussetzung, um die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie absolvieren zu können.
Gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung beträgt die Dauer der Weiterbildung spezielle Schmerztherapie in Vollzeit 12 Monate. Im Rahmen dieser Weiterbildungsdauer muss ein 80-Stunden-Kurs gemäß § 4 Abs. 8 in spezielle Schmerztherapie abgelegt werden.