
Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie spezialisiert Fachärzte/-innen für Orthopädie und Unfallchirurgie hinsichtlich Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen sowie Verletzungen des Bewegungsapparates. Im Vordergrund stehen dabei die orthopädischen Verfahren, Techniken und Rehabilitationsansätze um (auch komplizierte) Fälle der orthopädischen Chirurgie optimal zu versorgen.
Inhaltsverzeichnis
Spezielle Orthopädische Chirurgie im Überblick
Anzahl Fachärzte/-innen: In Deutschland gibt es rund 850 berufstätige Ärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Orthopädische Chirurgie.
Geschlechterverteilung: Das Fachgebiet ist eher eine Domäne für männliche Ärzte, rund 60 Prozent der Fachärzte/-innen mit der Zusatzweiterbildung Spezielle sind männlich.
Dauer: Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie dauert insgesamt 24 Monate.
Das Fachgebiet Spezielle Orthopädische Chirurgie
Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie erweitert die Erfahrungen und Fertigkeiten und befähigt Ärzte/-innen zur Behandlung komplexer Erkrankungen und Deformitäten des Bewegungsapparates, die über das übliche Maß (z. B. reine degenerative Veränderungen) hinausgehen. Diese Erweiterung der Kompetenz ermöglicht es den Ärzten/-innen, eine umfassendere Betreuung für Patienten/-innen anzubieten, die spezialisierte Eingriffe benötigen.
Die Aufgabe von Ärzte/-innen mit der Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie besteht darin, schwere Deformitäten und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats zu diagnostizieren und zu behandeln.
Beispiele für Erkrankungen, die von Ärzten/-innen mit dieser Zusatzweiterbildung behandelt werden können, sind komplexe Wirbelsäulen-Deformitäten wie Skoliose, die Versorgung von Knochenbrüchen mit besonderen Anforderungen wie offene Brüche oder schwere Traumata, die Versorgung von Hüft- oder Kniegelenksprothesen und die Behandlung von degenerativen Erkrankungen wie Arthrose, bei denen komplexe Gelenkersatzverfahren notwendig sein können.
Die Arbeit beinhaltet vor allem operative Maßnahmen, die je nach individueller Indikation zum Einsatz kommen.
Ein weiterer Aspekt der Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie sind plastisch-rekonstruktive Eingriffe. Hierbei handelt es sich um operative Maßnahmen zur Korrektur von Fehlstellungen, wie beispielsweise X-Beinen, sowie auch um Amputationen. Ein bekanntes Beispiel ist die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes im Knie, um Instabilität und Schmerzen zu verhindern.
Die postoperative Überwachung der Patienten/-innen ist dabei ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Dabei sind alle Bereiche des Körpers betroffen: Wirbelsäule, Schulter, Oberarm, Ellenbogen, Unterarm, Hand, Becken, Hüftgelenk, Oberschenkel, Kniegelenk, Unterschenkel, Sprunggelenk und Fuß.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
Folgende Facharztausbildung muss vorhanden sein, um die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie zu absolvieren:
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
Für die Zusatzweiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie ist eine Weiterbildungszeit von 24 Monaten vorgesehen. Diese Weiterbildung muss bei einem Weiterbildungsbefugten an einer entsprechenden Weiterbildungsstätte absolviert werden, wie es in §6 Abs.1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung vorgeschrieben ist.
Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
Die Weiterbildungsinhalte für die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie erstrecken sich über theoretische und praktische Kompetenzen, wie folgend beschrieben und von der Bundesärztekammer laut Musterweiterbildungsordnung (MWBO) vorgeschlagen.
Da die für die Weiterbildungen zuständigen Länderkammern nicht zwingend an die MWBO gebunden sind, dient die nachfolgende Liste nur zur Orientierung. Wir empfehlen eine individuelle Information über die entsprechende Ärztekammer.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
- Komplexe Zusammenhangsgutachten zu orthopädisch-chirurgischen Sachverhalten für Gerichte, Versicherungen, Schlichtungsstellen (25)
- Indikationsstellung zur weiterführenden Diagnostik einschließlich Differentialdiagnostik und Befundinterpretation apparativer Untersuchungsverfahren im Zusammenhang mit gebietsbezogenen Fragestellungen
- Verordnung und Überwachung der technischen orthopädischen Versorgung nach komplexen Eingriffen
Notfälle
- Diagnostik und Therapie von akuten Lähmungserscheinungen sowie peri- und postoperativen Komplikationen einschließlich Infektionen (30)
Diagnostische Verfahren
- Sonographische Untersuchungen der Bewegungsorgane einschließlich Arthrosonographie (150)
Degenerative Erkrankungen
- Schwere Deformitäten und degenerative Erkrankungen der Bewegungsorgane Erkennung und konservative Behandlung einschließlich schmerztherapeutischer Maßnahmen bei schweren Deformitäten der Bewegungsorgane
Sportschäden und Sportverletzungen
- Diagnostik und Therapie komplexer sportorthopädischer Erkrankungen und Verletzungen, Sportschäden und Überlastungsschäden der Bewegungsorgane
Entzündungen/Infektionen
- Epidemiologische Grundlagen und Hygienemaßnahmen zur Prävention nosokomialer und anderer Infektionen der Bewegungsorgane Diagnostik und Therapie von Knochen-, Gelenk- und Weichteilinfektionen (50)
Tumorerkrankungen
- Behandlung von muskuloskelettalen Tumoren und Metastasen, auch in interdisziplinärer Zusammenarbeit
- Eingriffe bei Knochen- und Weichteiltumoren unter Berücksichtigung der Unterschiede in den verschiedenen Altersstufen (20)
Operative Eingriffe an der Wirbelsäule
- Behandlung von komplexen Wirbelsäulenerkrankungen
- Dorsoventrale Eingriffe mit und ohne Fusion Operative Eingriffe bei Bandscheibenvorfall, engem Spinalkanal (10)
- Eingriffe mit und ohne Fusion sowie Revisionseingriffe an der Wirbelsäule (20)
Operative Eingriffe am Becken
- Techniken der operativen Behandlung von Erkrankungen im Beckenbereich und Alternativen
- Erste Assistenz bei großen Beckeneingriffen, z. B. Tumorresektionen, Hemipelvektomien Knöcherne Eingriffe am Becken, z. B. Beckenosteotomien, Acetabuloplastiken, Knochenaufbau bei Pfannenwechseln (10)
Operative Eingriffe an den oberen Extremitäten
- Operative Eingriffe an Schulter, Oberarm, Ellbogen, davon
- arthroskopische Operationen (25)
- offene Eingriffe einschließlich Gelenkersatz (25)
Operative Eingriffe an den unteren Extremitäten
- Operative Eingriffe am Hüftgelenk, davon
- Weichteileingriffe einschließlich arthroskopische Operationen (15)
- primäre Endoprothesen-Implantation bei Coxarthrose (75)
- Endoprothesenwechsel (20)
- Operative Eingriffe am Oberschenkelknochen, z. B. Korrekturosteotomie (10)
- Operative Eingriffe am Kniegelenk, davon
- Weichteileingriffe einschließlich arthroskopische Operationen (25)
- Bandplastiken, Knorpelersatzoperationen, Osteotomien (10)
- primäre Endoprothesen-Implantationen bei degenerativen Erkrankungen (75)
- Endoprothesenwechsel (20)
- Operative Eingriffe am Fuß, davon
- Sehnenverlängerungen und Sehnenverlagerungen (10)
- Korrekturosteomien (25)
- Arthrodesen (10)
- Korrekturen bei komplexen Deformitäten (10)
- Amputationen (10)
Weichteilmanagement bei komplexen Erkrankungen
- Konservative und operative Techniken zur Behandlung von Hautdefekten, Gliedmaßendefekten, Gliedmaßendeformitäten sowie Gefäß- und Nervenläsionen Plastisch-rekonstruktive Eingriffe im Rahmen orthopädischer Eingriffe 10
- Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung von Gefäß- und Nervenläsionen
Abschluss der Weiterbildung
Die Prüfung zur Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie bildet den Abschluss und ist die letzte Hürde auf dem Weg zur Spezialisierung. Dabei ist das Logbuch ein verpflichtender Bestandteil. Hier werden die erworbenen Weiterbildungsinhalte dokumentiert. Man reicht es zur Anmeldung für die Prüfung dieser Zusatz-Weiterbildung bei der zuständigen Ärztekammer ein.
Die Prüfung kann je nach Landesärztekammer unterschiedlich ausfallen. In der Regel findet ein Fachgespräch vor einem Prüfungsausschuss statt. Die Mindestvorgabe sind 30 Minuten, eine längerer Zeitraum ist aber durchaus ebenfalls möglich.
Karrieremöglichkeiten mit der Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
Orthopädische Chirurgen/-innen können in Krankenhäusern arbeiten, in denen sie komplexe Operationen durchführen und Patienten/-innen mit orthopädischen Verletzungen und Erkrankungen behandeln. Einige Orthopäden/-innen eröffnen auch ihre eigenen Praxen oder arbeiten in bestehenden Praxen, in denen sie Patienten/-innen. Auch eine Beschäftigung in Forschung und Lehre ist möglich, wo sie als Spezialisten/-innen klinische Studien durchführen oder ihr Wissen an angehende Mediziner/-innen weitergeben. Einige Orthopädische Chirurgen/-innen arbeiten in der medizinischen Industrie, zum Beispiel in der Entwicklung von orthopädischen Implantaten oder anderen medizinischen Geräten.
Gehaltsperspektiven mit der Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie
Während ihrer Zusatzweiterbildung in Spezieller Orthopädischer Unfallchirurgie können Mediziner/innen ein Fach-Gehalt zwischen rund 6.200 und 8.100 Euro verdienen, abhängig von den Tarifverträgen ihres Arbeitgebers. Nach Abschluss der Weiterbildung können sie als Spezialisten/-innen in diesem Bereich tätig sein und möglicherweise höhere Gehälter erzielen, wenn sie eine Leitungsposition als Oberarzt/-ärztin oder Chefarzt/-ärztin erreichen.
Wer in der eigenen Praxis tätig ist, kann durch geschickte Leitung je nach Fachbereich ein Vielfaches der in der Klinik üblichen Beträge erwirtschaften.
Häufige Fragen
- Was ist die Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie?
- Wie erhält man die Zusatzqualifikation Spezielle Orthopädische Chirurgie?
- Wie lange dauert die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie?
Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie ist eine Spezialisierungsmöglichkeit für Fachärzte/-innen der Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie vertiefen ihre Kenntnisse in speziellen operativen Verfahren und erlangen damit eine höhere Expertise in der Diagnose und Therapie von Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates.
Die Zusatz-Weiterbildung kann von Orthopäden/-innen nach ihrer erfolgreich abgeschlossener Facharztweiterbildung belegt werden.
Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Orthopädische Chirurgie dauert in der Regel zwei Jahre und endet mit einer Prüfung.