
Der Fachbereich Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie dient als Spezialisierung für bestimmte Fachärzte/-innen, die damit einen wichtigen Bereich im Gesundheitswesen für junge Patienten/-innen bis zu ihrer Volljährigkeit decken. Diese spezielle Fachrichtung erfordert übergreifende medizinische Kenntnisse für Erkrankungen und urologische Gegebenheiten, die nicht zum alltäglichen Praxis- und Klinikalltag der Kinder- und Jugendmedizin zählen.
Inhaltsverzeichnis
Komplexe Fachkenntnisse sind hier gefragt, um in erster Linie bestmögliche Behandlungen zum Erhalt und/oder zur Steigerung der Lebensqualität zu erreichen. Dazu bedarf es einer Weiterbildung von Fachärzten/-innen, die ein spannendes Berufsfeld erwartet und das unter anderem auch finanzielle Vorteile mit sich bringt.
Spezielle Kinder- und Jugend-Urologieim Überblick
- Anzahl Fachärzte/-innen: In Deutschland gibt es 6.467 Fachärzte/-innen für Urologie, von denen lediglich ein Bruchteil auf die Kinder- und Jugendmedizin fallen. Gleichwohl sind 11.965 Fachärzte/-innen in der Kinder- und Jugendmedizin tätig.
- Geschlechterverteilung: Das Fachgebiet der Kinder- und Jugendmedizin ist vor allem bei Ärztinnen sehr beliebt, während in der Urologie hauptsächlich Ärzte und lediglich 1.335 Ärztinnen als Urologinnen tätig sind. Deshalb ist davon auszugehen, dass mehr Männer als Frauen in der Kinder- und Jugend-Urologie arbeiten.
- Dauer: Die Zusatzweiterbildung für Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie verläuft über einen Mindestzeitraum von 18 Monaten (1,5 Jahre) in Vollzeit oder entsprechend länger in Teilzeit.
Das Fachgebiet der Speziellen Kinder- und Jugend-Urologie
Das Fachgebiet Spezielle Kinder- und Jugendurologie ist eine Ergänzung zur urologischen, chirurgischen sowie kinder- und jugendmedizinischen Facharztkompetenz. Hierbei konzentrieren sich Ärzte/-innen auf das Erkennen, Diagnostizieren, die Akut-Behandlung, Operationen und die Nach- sowie Langzeitbehandlungen von urologischen Krankheiten, Fehl- und Missbildungen sowie Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie
Um zur Zusatzweiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie zugelassen zu werden, ist ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium und zusätzlich eine bestimmte Facharztausbildung nachzuweisen. Eine dieser Facharztausbildungen ist erforderlich:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Urologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendchirurgie
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie
Die reguläre Dauer der Zusatzweiterbildung erstreckt sich über einen Zeitraum von 18 Monate, sofern die Ausbildung in Vollzeit absolviert wird. In Teilzeit verlängert sich die Weiterbildungsdauer.
Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie
Die Lehrinhalte für die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie erstrecken sich über theoretische und praktische Kompetenzen, wie folgend beschrieben und von der Bundesärztekammer laut Musterweiterbildungsordnung (MWBO) vorgeschlagen.
In der MWBO wird unterschieden zwischen Kognitive Kompetenzen und Methodenkompetenzen (Kenntnisse) und Handlungskompetenzen (Erfahrungen und Erfahrungen). Da die für die Weiterbildungen zuständigen Länderkammern nicht zwingend an die MWBO gebunden sind, dient die nachfolgende Liste nur zur Orientierung. Wir empfehlen eine individuelle Information über die entsprechende Ärztekammer.
Übergreifende Inhalte der Zusatzweiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Erkrankungen des männlichen Urogenitaltraktes und des weiblichen Harntraktes im Kindes- und Jugendalter einschließlich der pränatal diagnostizierten Fehlbildungen und neonatal erworbenen Erkrankungen
- Symptomatik, Differentialdiagnose und Therapieoptionen seltener und komplexer urologischer Krankheitsbilder bei Kindern und
Jugendlichen - Grundlagen psychosomatischer Störungen und Erkrankungen sowie von Gedeih- und Entwicklungsstörungen
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit einschließlich Fallkonferenzen zur Indikationsstellung zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, Aufklärung über Komplikationen, Nebenwirkungen und Alternativen einschließlich pränataler Beratung und Langzeitbetreuung von Patienten
Diagnostik
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Methodik diagnostischer Verfahren einschließlich Funktionsuntersuchungen, Bildgebung, Endoskopie, prä- und postoperativer Ultraschall
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Sonographie des Abdomens und der Urogenitalorgane bei urologischen Fehlbildungen und Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter
- Zystoskopie
- Urodynamik bei Fehlbildungen des unteren Harntraktes und neurogenen Blasenentleerungsstörungen
- Indikationsstellung und Befundinterpretation weiterer urologischer bildgebender Verfahren im Kindes- und Jugendalter
Niere
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Parenchymatöse Nierenerkrankungen, Fehlbildungen, Lage- und Verschmelzungsanomalien
- Nierenersatztherapie einschließlich Transplantation
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Eingriffe an Niere, Nierenbecken, Nebenniere, Harnleiter und Retroperitoneum, insbesondere Nephrektomie, Heminephrektomie, Nierenbeckenplastik, Adrenalektomie, Lymphadenektomie und Uretero-Ureterostomie
Harnleiter
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Fehlbildungen und Erkrankungen des Ureters
- Komplizierte Harnwegsinfekte und Hämaturie
- Temporäre und rekonstruktive Harnableitungsverfahren
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Interdisziplinäres Management bei Dilatation der oberen Harnwege einschließlich vesikoureteralem Reflux
Blase
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Funktionsstörungen des unteren Harntraktes, vesikorenaler Reflux, Harnröhrenklappen und Blasenekstrophie
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Eingriffe an Harnblase und Ureter
- Endourologische Eingriffe, insbesondere Ureterorenoskopie, Harnleiterunterspritzung, intravesikale Ureterozelenschlitzung und Harnröhrenklappenoperation
- Interdisziplinäres Management von Blasenspeicher- und Blasenentleerungsstörungen einschließlich Langzeitbetreuung von Patienten
- Interdisziplinäres Management der neurogenen Blasenentleerungsstörung einschließlich Langzeitbetreuung von Patienten, zum Beispiel bei Meningomyelocele
Harnsteine
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Harnsteinerkrankungen
Genitalen
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Pubertät und ihre spezifischen Störungen
- Sexuelle Differenzierungsstörungen und Intersexualität
- Erkrankungen der äußeren Genitalen und Harnröhrenfehlbildungen
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Korrektur der Hypospadie aller Schweregrade und anderer komplexer Krankheitsbilder, zum Beispiel buried penis
- Revisionseingriffe am Hoden
Traumatologie
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Verletzungen des Urogenitaltraktes im Kindes- und Jugendalter
Onkologie
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Maligne Erkrankungen des Urogenitaltraktes im Kindes- und Jugendalter
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)n
- Komplikationsmanagement nach operativen Eingriffen
- Interdisziplinäre Nachsorge einschließlich Einleitung und Überwachung rehabilitativer Maßnahmen
Nachbetreuung
Kognitive und Methodenkompetenz (Kenntnisse)
- Grundlagen der sozialmedizinischen Begutachtung nach der Behandlung von komplexen Erkrankungen des Urogenitaltraktes im Kindes- und Jugendalter
Handlungskompetenz (Erfahrungen und Fertigkeiten)
- Komplikationsmanagement nach operativen Eingriffen
- Interdisziplinäre Nachsorge einschließlich Einleitung und Überwachung rehabilitativer Maßnahmen
Prüfung und Weiterbildungs-Abschluss
Die Prüfungen erfolgen nach Abschluss der erreichten Weiterbildungsdauer an einer befugten Weiterbildungsstätte und nach Beantragung zur Zulassung an der zuständigen Ärztekammer. Sie umfassen Themen, die sich auf die Lehrinhalte der Weiterbildung beziehen und können theoretisch und/oder schriftlich abgefragt werden. Die Prüfungsdauer beträgt mindestens 30 Minuten.
Der Abschluss ist erreicht, wenn die Prüfung erfolgreich absolviert wurde. Die ärztliche Zusatzbezeichnung darf nach Eintragung in die Registrierungsliste der zuständigen Ärztekammer offiziell verwendet werden.
Logbuch
Unter einem Logbuch ist ein Berichtsheft zu verstehen, das während der gesamten Weiterbildung zu führen ist. Hierin werden alle erfolgten Unterrichtsstunden und Lehrinhalte niedergeschrieben. Sie gelten als Nachweis zur Absolvierung aller Themen, wie sie laut Weiterbildungsordnung vorgegeben sind. Ein vollständig ausgefülltes und unterschriebenes Logbuch ist Grundvoraussetzung zur Prüfungszulassung und ist dementsprechend dem Zulassungsantrag beizufügen. Aufgrund der Digitalisierung verwenden die meisten Ärztekammern schon eine digitale Form: das eLogbuch.
Karrieremöglichkeiten mit Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Urologe/-in
Überwiegend sind Kinder- und Jugend-Urologen/-innen im stationären Bereich von Kliniken beschäftigt, wobei sie insbesondere in größeren Krankenhäusern mit pädiatrischer Urologie unerlässlich sind. Hier können sie mit Leistung und Ausdauer Chefarzt/-ärztin werden.
Zu finden sind Kinder- und Jugend-Urologen/-innen zudem in urologischen Reha-Zentren, wo sie aktiv an Behandlungsfortschritten mitwirken sowie beratende Funktionen übernehmen.
Aber auch ambulant als niedergelassene Ärzte/-innen in einer Praxis mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie sind sie äußerst gefragt. In der Regel sind es Urologen/-innen, die durch die Zusatzweiterbildung ihren Patientenstamm weiter ausbauen und weitere Umsätze generieren.
Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Urologe/-in
Das Gehalt von Fachärzten/-innen definiert sich in der Regel an den jeweiligen Tarifverträgen für Ärzte/-innen. Es ändert sich nicht durch eine Zusatzbezeichnung. Das Facharzt-Gehalt schwankt je nach Erfahrung zwischen rund 6.200 Euro und 8.100 Euro brutto Basisgehalt im Monat.
Durch die erworbene Zusatzweiterbildung können aber besonders bei außertariflich bezahlten Verträgen wie denen für Oberärzte/-innen teilweise deutlich höhere Gehälter erzielt werden. Fachärzte/-innen mit eigener Praxis können je nach Fachbereich ein Vielfaches der üblichen Einkünfte erwirtschaften. Außerdem steigen mit Fortbildungen die Chancen auf Leitungspositionen und somit auf mehr Gehalt. Mehr dazu in unserem Karriere-Bereich.
Häufige Fragen zu Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie
- Was ist Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie?
- Wie lange dauert die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie?
Die Spezielle Kinder- und Jugend-Urologie befasst sich mit Erkrankungen, Fehlbildungen, Funktionsstörungen und Verletzungen innerhalb des Urogenitaltraktes von Jungen und Mädchen bis zum 18. Lebensalter. Ärzte/-innen mit dieser Zusatz-Weiterbildung diagnostizieren, behandeln und operieren Kinder und Jugendliche.
Um die Zusatz-Weiterbildung machen zu können, ist ein abgeschlossenes Medizinstudium und die Anerkennung als praktizierender/-e Facharzt/-ärztin für Urologie oder Kinderchirurgie erforderlich.
Die Zusatzweiterbildung umfasst eine Dauer von 18 Monaten.