
Die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler ist eine wahre “Herzensangelegenheit.” Die großen Fortschritte im Bereich der Kardiologie haben in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt, die Lebensaussichten von Patienten/-innen mit angeborenem Herzfehler auf eindrucksvolle Art und Weise zu verbessern. Das größte Problem ist nach wie vor, dass für viele Erwachsene die angeborene Erkrankung ihres Herzens nicht immer wahrnehmbar ist und sich schleichend entwickelt.
Aktuell erreichen bereits mehr als 90 Prozent aller Kinder mit diagnostiziertem Herzfehler das Erwachsenenalter. Trotz dieser Fortschritte kann von einer vollständigen Heilung dieser angeborenen Erkrankung nicht gesprochen werden.
Inhaltsverzeichnis
EMAH - Ein Überblick
- In Deutschland leben zurzeit rund 300.000 Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler, was rund 0,4 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung ausmacht. Diese Zahl steigt jährlich um etwa 6.000 Fälle an
- Inzwischen übertrifft die Anzahl Erwachsener mit angeborenem Herzfehler in westlichen Ländern die Summe der dort lebenden Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
- Mittlerweile stellen angeborene Herzfehler die häufigste Organfehlbildung dar.
Das Fachgebiet Spezielle Kardiologie EMAH
In Ergänzung zu einer erworbenen Facharztkompetenz dient die Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie EMAH der Diagnostik und gezielten Therapie komplexer, angeborener Herzfehler bei erwachsenen Menschen.
Eine vollständige Heilung eines angeborenen Herzfehlers im Kindesalter ist lediglich eine Ausnahme, häufig ist jedoch erst im Erwachsenenalter mit Folgeproblemen zu rechnen. Teilweise sind dann neuerliche Eingriffe oder gar Operationen (z. B. Kathetereingriff) nötig.
Fachärzte/-innen mit abgeschlossener Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler werden bei erwachsenen Patienten/-innen vor allem mit angeborenen Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, thromboembolischen Geschehen und Endokarditiden konfrontiert. Hier gilt es, die bestmögliche und schonendste Behandlungsmethode zu wählen.
Als weitere Herausforderung gilt das Management dieser Patienten/-innen (z. B. im Rahmen einer Schwangerschaft) bezüglich der Bereitstellung von Versorgungsstrukturen. In der Regel benötigen Personen mit einem angeborenen Herzfehler lebenslange Betreuung, um einen optimalen Verlauf sicherzustellen.
Nach den aktuellen Leitlinien müssen Patienten/-innen mit angeborenem Herzfehler niedriger Komplexität mindestens einmal jährlich in einem Zentrum für angeborene Herzfehler vorstellig werden. Herzfehler mittlerer und hoher Komplexität sollten in weitaus regelmäßigeren Abständen evaluiert werden.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler
Die Anzahl der Facharztrichtungen, die dazu befähigt sind, die Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler zu absolvieren, ist limitiert. Vor Beginn muss eine dieser beiden Facharztausbildung abgeschlossen worden sein:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und Kardiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Pädiatrie plus Schwerpunkt-Weiterbildung Kinder-Kardiologie
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Spezielle Kardiologie für EMAH
Die Dauer der Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler beträgt 18 Monate (in Vollzeit) und muss gemäß Weiterbildungsordnung an einer befugten Weiterbildungsstätte (gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1) absolviert werden.
Inhalte der Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler
Innerhalb der Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) wird unterschieden zwischen Handlungskompetenzen (Fertigkeiten und Erfahrungen) und Kognitive Kompetenzen und Methodenkompetenzen (Kenntnisse). Dabei unterscheiden sich die Inhalte leicht je nach zuvor erworbenem Facharzttitel.
Da die für die Weiterbildungen zuständigen Länderkammern nicht zwingend an die MWBO gebunden sind, dient diese Liste nur zur Orientierung. Wir empfehlen eine individuelle Information über die entsprechende Landesärztekammer.
Diagnostik und Therapie: Gemeinsame Inhalte der Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler
- Genetik angeborener struktureller und funktioneller Herzerkrankungen, einschließlich Komorbidität und Syndrome, z. B. Trisomie 21, Marfan-Syndrom
- Physikalische Befunde
- Indikationen, Kontraindikationen, Komplikationen von Untersuchungsverfahren
- EKG
- Spiroergometrie (Richtzahl: 30)
- Echokardiografien, davon
- transthorakal (Richtzahl: 150)
- transösophageal
- Indikationsstellung und Befundinterpretation bildgebender Diagnostik, z. B. MRT, CT Befunderstellung von Herzkatheteruntersuchungen (Richtzahl: 30), davon Durchführung von Herzkatheteruntersuchungen (Richtzahl: 15)
- Mitwirkung bei invasiven elektrophysiologischen Untersuchungen und Ablationen (Richtzahl: 5)
- Medikamentöse Therapie
- Mitwirkung bei interventioneller Therapie (Richtzahl: 10)
- Chirurgische und interventionelle Therapieoptionen angeborener Herzfehler sowie perioperatives Management
- Begleitung und Therapieoptionen bei kurz- und langfristigen postinterventionellen oder postoperativen Verläufen sowie bei Komplikationen im Langzeitverlauf
- Beurteilung und Behandlung von Rest- und Folgezuständen interventioneller und chirurgischer Eingriffe
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu Palliativ- und Korrektureingriffen sowie Re-Operationen
- Langzeitversorgung von palliativ operierten Patienten
- Perioperatives Management bei nicht-kardialer Chirurgie
- Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz und der pulmonalen Hypertonie
- Indikation zu Herzunterstützungssystemen, Herztransplantationen sowie Kontraindikationen und Prognose
- Indikation zur Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation sowie Kontraindikationen und Prognose
- Differenzialdiagnostik und Therapie bei Herzrhythmusstörungen
- Herzfehler-bedingte Besonderheiten bei Schwangerschaft und Geburt
- Beratung über geeignete Antikonzeptionsmaßnahmen
- Risikofaktoren und Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen
- Beratung der Patienten und deren Angehörigen zur Lebensführung
- Gutachterliche Stellungnahmen (Richtzahl: 5)
Diagnostik und Therapie: Spezifische Inhalte für die Facharzt-Weiterbildung Innere Medizin und Kardiologie
- Spezielle Anatomie und Hämodynamik von angeborenen Herzfehlern vor und nach operativen oder interventionellen Eingriffen
- Symptomatik, Differenzialdiagnose, Spontanverlauf und Therapieoptionen bei angeborenen Herzfehlern
- Besonderheiten früherer und heutiger Operationsverfahren
- Diagnostik und konservative sowie interventionelle Therapie der einzelnen angeborenen Herzfehler
Diagnostik und Therapie: Spezifische Inhalte für die Facharztweiterbildung Kinder- und Jugendmedizin mit Schwerpunkt Kinder-Kardiologie
- Häufige internistische Krankheitsbilder, z. B. Hypertonie, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Nierenerkrankungen
- Differenzialdiagnose und Therapieoptionen der Manifestationen der koronaren Herzkrankheit
- Differenzialdiagnose und Therapieoptionen bei erworbenen Herzklappenerkrankungen
- Diagnostik und konservative sowie interventionelle Therapie der Folgezustände angeborener Herzfehler im Erwachsenenalter
Prüfung und Abschluss
Im Rahmen einer kommissionellen Abschlussprüfung, die einen Zeitrahmen von 30 Minuten nicht unterschreiten darf, werden sowohl theoretisch als auch praktisch erworbene Inhalte abgeprüft. In der Regel wird mündlich und praktisch geprüft, je nach Ärztekammer und Prüfungskommission kann auch ein schriftlicher Teil erfolgen. Eine generelle Voraussetzung ist, dass die Anmeldung zur Schwerpunktprüfung nur dann möglich ist, wenn das Logbuch vollständig ausgefüllt bei der zuständigen Landesärztekammer abgegeben wird.
Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung Kardiologe/-in EMAH
Während der Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler orientiert sich das Gehalt in der Regel an den jeweiligen Tarifverträgen für Ärzte/-innen. Es ändert sich nicht allein durch eine erworbene Zusatzbezeichnung. Das Facharzt-Gehalt schwankt je nach Erfahrung zwischen 6.196 Euro und 8.078 Euro brutto Basisgehalt im Monat.
Durch die erworbene Zusatzweiterbildung können jedoch besonders bei außertariflich bezahlten Verträgen wie denen für Oberärzte/-innen teilweise deutlich höhere Gehälter erzielt werden. Fachärzte/-innen mit eigener Praxis können je nach Fachbereich ein Vielfaches der üblichen Einkünfte erwirtschaften. Außerdem steigen mit Fortbildungen die Chancen auf Leitungspositionen und somit auf mehr Gehalt.
Karrieremöglichkeiten mit Zusatzbezeichnung Kardiologe/-in für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler
Eine Zusatzweiterbildung erweitert nicht nur den eigenen Horizont, sie bietet auch die Möglichkeit, einen ordentlichen Sprung nach oben auf der Karriereleiter zu gehen. Speziell wenn eine Karriere als leitende/r Oberarzt/-ärztin (z. B. Oberarzt/-ärztin für Kardiologie) bzw. Chefarzt/-ärztin in einer Klinik ins Auge gefasst wird, lassen sich Weiterbildungen meist nur schwer umgehen.
Auch Ärzte/-innen, die in ihrer eigenen Ordination praktizieren, profitieren durch Weiterbildungen, da der Kundenstock aufgrund des zusätzlich erworbenen Wissens und der Handlungskompetenzen deutlich erweitert werden kann.
Häufige Fragen zu Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler
- Was ist Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler?
Diese Zusatzbezeichnung kann durch Ablegen der Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler erlangt werden. Im Vordergrund steht sowohl die Diagnostik als auch maßgeschneiderte Therapiemaßnahmen (z. B. konservativ oder operativ) angeborener Herzfehler unterschiedlicher Komplexität im Erwachsenenalter.
Nach erfolgreichem Abschluss eines Medizinstudiums (Approbation als Arzt/Ärztin) und Facharztausbildung in einem der Bereiche Innere Medizin und Kardiologie oder Pädiatrie mit zusätzlichem Schwerpunkt Kinder-Kardiologie kann die Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler absolviert werden.
In Vollzeit beträgt die Dauer der Zusatzweiterbildung Spezielle Kardiologie für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler 18 Monate und muss gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 an einer hierfür befugten Weiterbildungsstätte abgelegt werden.