Neben der klinischen Pharmakologie ist die Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin Pharmakologie und Toxikologie die zweite pharmakologische Facharztrichtung. Pharmakologen/-innen und Toxikologen/-innen beschäftigen sich mit den Dosis-Wirkungsbeziehungen, also den Auswirkungen verschiedener Stoffe auf den menschlichen Körper.
Dabei geht es einerseits um die Überprüfung von Medikamenten im Hinblick auf Sicherheit und Wirksamkeit. Andererseits geht es in diesem Bereich auch stärker um Vergiftungen, die entweder durch die einmalige Aufnahme höherer Dosen oder über die langfristige Aufnahme kleiner Dosen auftreten können.
Inhaltsverzeichnis
Wir erklären die Voraussetzungen für eine Facharztausbildung und zeigen die Inhalte der Weiterbildung Facharzt/-ärztin Pharmakologie und Toxikologie auf.
Facharztausbildung Pharmakologie und Toxikologie im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland gibt es insgesamt 158 berufstätige Ärztinnen und Ärzte in der Pharmakologie und Toxikologie, davon sind 29 weiblich. In einer Praxis ambulant arbeiten 6, stationär in einem Krankenhaus arbeiten 64. Der Rest ist in sonstigen Einrichtungen wie etwa der Forschung tätig.
- Altersstruktur: Von den 386 Fachärztinnen und -ärzten für Pharmakologie, also alle Unterbereiche zusammengefasst, sind nur 3 unter 34 Jahre alt. 262 sind über 50 Jahre alt, was einem Anteil von rund 68 Prozent entspricht.
- Dauer: Insgesamt dauert die Facharztausbildung Pharmakologie und Toxikologie 5 Jahre.
Voraussetzungen
Um eine Facharztausbildung zu beginnen, muss zunächst das Medizinstudium erfolgreich absolviert werden. Danach sind Mediziner/innen mit dem Erhalt der Approbation berechtigt, den Titel Arzt bzw. Ärztin zu tragen. Anschließend beginnt die Assistenzarztzeit in der gewählten Facharztrichtung (in diesem Falle Pharmakologie und Toxikologie), die mit der Facharztprüfung abgeschlossen wird. Danach ist man berechtigt, den Titel „Facharzt/-ärztin für Pharmakologie und Toxikologie“ zu tragen.
Inhalte
Das Gebiet Pharmakologie umfasst die Erforschung von Arzneimittelwirkungen, Entwicklung und Anwendung von Arzneimitteln, die Erforschung der Wirkung von Fremdstoffen am Menschen, die Bewertung des therapeutischen Nutzens, die Erkennung von Nebenwirkungen sowie die Beratung und Unterstützung der in der Vorsorge und Krankenbehandlung Tätigen bei der Anwendung substanzbasierter therapeutischer und diagnostischer Maßnahmen sowie die Risikobewertung von Fremdstoffen.
Folgende Module und Inhalte sind in der Weiterbildung zum Facharzt/-ärztin für Pharmakologie und Toxikologie zu durchlaufen (Zahlen in Klammern benennen die jeweiligen Richtzahlen laut Weiterbildungsordnung).
Übergreifende Inhalte im Gebiet Pharmakologie
Wesentliche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
- Internationale und nationale Normen der Erforschung, Entwicklung und Anwendung von Arzneimitteln, z. B Good Clinical Practice des International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use (ICH-GCP), ethische Grundsätze für die medizinische Forschung am Menschen (Deklaration von Helsinki)
- pharmakologische, toxikologische und klinische Grundlagen der Erforschung, Entwicklung und Anwendung von Arzneimitteln
- Erkennung, Erfassung, Meldung und Bewertung unerwünschter Arzneimittelwirkungen und von Medikationsfehlern
- Risiken von Wirk- und Schadstoffen
- Risikomanagement und -kommunikation
- Biometrie und Statistik, Pharmakoepidemiologie und Arzneimittelanwendungsforschung, Expositionserfassung
- Pharmakologische Methodik, insbesondere Pharmako- und Toxikokinetik sowie Pharmako- und Toxikodynamik relevanter Wirk- und Schadstoffe
- Biochemische, chemische, immunologische, mikrobiologische, molekularbiologische, physikalische und physiologische Arbeits- und Nachweismethoden
- Grundlagen der tierexperimentellen Forschungstechnik zur Wirkungsanalyse von Arzneimitteln und Fremdstoffen, Erzeugung von Krankheitszuständen in Modellorganismen zur Wirkstoffprüfung
- Grundlagen, Methoden und Anwendung der Pharmako- und Toxikogenomik
- Standardmethoden der Qualitätssicherung für Labor- und Klinikuntersuchungen, Berichtswesen
- Wissenschaftlich begründete Gutachtenerstellung und Bewertung von Forschungsberichten
- Grundlagen der Entwicklung und Prüfung von Arzneimitteln und Medizinprodukten
- Arzneimitteltherapie von Erkrankungen
Spezifische Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Toxikologie
Pharmakologisch-toxikologische Methoden
- Integrative Methoden
- Krankheitsmodelle am Ganztier
- Modellorganismen, Transgen-Techniken
- Erfassung der Toxizität
- Verhaltensstudien
- Narkose und Analgesie
- in vivo- und in vitro-Bildgebung
- in vitro-Methoden aus den Bereichen Zytotoxizität, Gentoxizität, an isolierten Organen
- Quantitative Struktur-Wirkungs-Beziehung, Struktur- und Ligand-basiertes Wirkstoffdesign, Vorhersage pharmakologischer und toxischer Wirkungen
- Nachweismethoden für Arznei- und Fremdstoffe (4)
- Durchführung und Bewertung chemisch- analytischer Methoden
- Durchführung und Bewertung spezieller biochemischer und zellbiologischer Methoden
- Bewertung nach Durchführung molekularbiologischer Methoden
- Pharmakologisch-toxikologische Untersuchungen
- Durchführung und Bewertung von pharmako- und toxikogenomischen Untersuchungen
- Planung, Durchführung und Auswertung von pharmakologisch-toxikologischen in vivo- Untersuchungen (50)
- Planung, Durchführung und Auswertung von pharmakologischen und toxikologischen in vitro- Untersuchungen (100)
- Arznei- und Schadstoffwirkungen am Menschen
- Wesentliche Schadstoffe, Gifte und deren Antidote
- Grundlage der Ableitung gesundheitsbasierter Grenzwerte, Expositionsbewertung, Risikobewertung
- Analyse und Bewertung pharmakologischer und toxischer Wirkungen am Menschen einschließlich der Beratung (25)
Dauer der Weiterbildung Facharzt Pharmakologie und Toxikologie
Die Weiterbildungszeit zum/-r Facharzt/-ärztin Pharmakologie und Toxikologie beträgt 60 Monate. Davon können zum Kompetenzerwerb bis zu 18 Monate Weiterbildung in Klinische Pharmakologie und bis zu 12 Monate Weiterbildung in anderen Gebieten erfolgen.
Facharztausbildung Pharmakologie und Toxikologie – Logbuch
Das Führen des Ausbildungslogbuchs ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Facharztausbildung Pharmakologie und Toxikologie.
Nach dem erfolgreichen Durchlaufen aller Inhalte der Weiterbildung Pharmakologie und Toxikologie muss es komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Im Logbuch müssen die durchlaufenen Stationen sowie die erlernten Fähigkeiten dokumentiert werden. Es bietet sich an, sich während der Weiterbildungszeit schon früh am Logbuch zu orientieren, um sicherzustellen, dass alle Lernziele erreicht werden.
Die Bundesärztekammer bietet ein Muster-Logbuch Pharmakologie und Toxikologie zum Download an.
Seit November 2020 ist das Führen eines elektronischen Logbuchs (eLogbuch) verpflichtend. Es ermöglicht eine kontinuierliche Dokumentation der absolvierten Weiterbildungsinhalte. Ein Antrag auf Zulassung zur Facharztprüfung ohne ausgefülltes eLogbuch wird abgelehnt.
Karriere mit Weiterbildung Pharmakologie und Toxikologie
Neben der Arbeit im Krankenhausbetrieb bietet die Arbeit als Pharmakologe/-in und Toxikologe/-in auch interessante Möglichkeiten in der Forschung und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Während der Facharztweiterbildungszeit werden hier die Grundlagen gelegt, um kompetent an klinischen Studien mitwirken zu können. Dabei ist die Überschneidung mit der Klinischen Pharmakologie sehr groß, ein Teil der Facharztweiterbildung kann auch in diesem Bereich abgeleistet werden.
Durch die profunde Kenntnis von Vergiftungserscheinungen und deren Behandlung können Pharmakologen/-innen und Toxikologen/-innen auch indirekt in der Patientenversorgung mitwirken. Meist stehen sie den behandelnden Ärzten/-innen dabei beratend zur Seite, wenn es zu Vergiftungen gekommen ist. Die Liste der Giftnotrufnummern findet sich hier.
Außerhalb dieser Bereiche kommt auch eine universitäre Karriere oder die Arbeit bei öffentlichen Einrichtungen in Frage. Dabei bietet es sich an, schon früh die eigene Karriere in diese Richtung zu lenken, um bestmögliche Chancen auf einen schnellen Aufstieg zu haben.
Zusatzweiterbildungen für Pharmakologen/innen und Toxikologen/innen
Mit dem Facharzttitel in Pharmakologie und Toxikologie gibt es die Möglichkeit, weitere Spezialisierungen in Angriff zu nehmen. Zusatzweiterbildung für Fachärzte/-innen Pharmakologie und Toxikologie können sein:
- Zusatz-Weiterbildung Ärztliches Qualitätsmanagement
- Zusatz-Weiterbildung Immunologie
- Zusatz-Weiterbildung Magnetresonanztomographie
- Zusatz-Weiterbildung Naturheilverfahren
- Zusatz-Weiterbildung Phlebologie
- Zusatz-Weiterbildung Sozialmedizin
- Zusatz-Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie
Passende Jobs in der Pharmakologie
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