
Wer als Arzt/Ärztin die Weiterbildung Physiologie (altgriechisch φύσις phýsis, deutsch ‚Natur‘ und λόγος lógos, deutsch ‚Lehre‘, ‚Vernunft‘ bzw. φυσιολογία physiología, deutsch ‚Naturkunde‘) ins Auge fasst, interessiert sich für ein ebenso exotisches, wie komplexes, aber umso vielfältigeres Gebiet der Medizin. Physiologie ist die Lehre der normalen, insbesondere biophysikalischen, Lebensvorgänge in den Zellen, Geweben und Organen aller Lebewesen. Sie bezieht das Zusammenwirken aller physikalischen, chemischen und biochemischen Vorgänge im gesamten, gesunden Organismus in ihre Betrachtung ein.
Inhaltsverzeichnis
- Facharztweiterbildung Physiologie - Voraussetzungen
- Dauer der Facharztausbildung Physiologie
- Inhalte Weiterbildung Physiologie
- Facharztausbildung Physiologie - Logbuch
- Zukunftsperspektiven für Fachärzte/innen für Physiologie
- Zusatzweiterbildungen für Physiologen/-innen
- Passende Jobs in der Physiologie
Abzugrenzen ist die Physiologie hingegen von der Biochemie und der Anatomie sowie von der Pathologie und der Pathophysiologie. Ziel der Physiologie ist es, Vorhersagen über das Verhalten eines betrachteten Systems (zum Beispiel Stoffwechsel, Bewegung, Wachstum, Fortpflanzung) zu formulieren.
Facharztausbildung Physiologie im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland gibt es nur 89 berufstätige Physiologen/-innen. Davon sind lediglich 5 ambulant tätig, knapp die Hälfte arbeitet hingegen im stationären Bereich.
- Dauer der Weiterbildung: Die Facharztausbildung Physiologie dauert insgesamt 48 Monate, also 4 Jahre in Vollzeit. Damit zählt diese Weiterbildung zu den kürzesten in Deutschland.
Als Fachärztin/-arzt für Physiologie trägt man hierzulande definitiv einen der exotischsten Facharzttitel. Die 89 Physiologen/-innen unter den insgesamt 416.120 berufstätigen Ärzten/-innen in Deutschland (Stand 12/2021) machen demnach etwa 0,02 % der Ärzteschaft aus. Zum Vergleich: In der Inneren Medizin gibt es fast 60.000 Fachärzte/-innen.
An einer Facharztausbildung in diesem exotischen Bereich interessiert? Dann findest du hier alle wichtigen Informationen. Wer mehr zur Tätigkeit im Fachgebiet Physiologie erfahren möchte, findet diese und alle anderen Fachrichtungen in unserer Übersicht der Facharztrichtungen.
Facharztweiterbildung Physiologie – Voraussetzungen
Um eine Facharztausbildung zu beginnen, muss zunächst das Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen werden. Danach ist der/die Mediziner/in mit dem Erhalt der Approbation berechtigt, den Titel Arzt/Ärztin zu tragen. Anschließend beginnt die Tätigkeit als Assistenzarzt/-ärztin. Die heute offizielle Bezeichnung Arzt/Ärztin in Weiterbildung zeigt an, dass dies die Weiterbildungszeit ist, die zur Spezialisierung im gewählten Fachgebiet genutzt wird. Sie endet mit der Facharztprüfung.
Dauer der Facharztausbildung Physiologie
Die Dauer der Facharztausbildung Physiologie beträgt insgesamt 48 Monate, was einem Zeitraum von 4 Jahren entspricht. Die Weiterbildungszeit in der Physiologie wird bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung absolviert. Davon können zum Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate Weiterbildung in anderen Gebieten erfolgen.
Inhalte Weiterbildung Physiologie
Folgende Inhalte sind in der Weiterbildung zum Facharzt für Physiologie zu durchlaufen. Bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtzahlen.
Übergreifende Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Physiologie:
- Grundlagen der Physik, physikalischen Chemie, Biologie, Biochemie, Genetik, Immunologie, Anatomie, Histologie und Zytologie
- Struktur-Funktionsbeziehungen
- Grundlagen der elektrophysiologischen, optischen und immunhistochemischen Nachweismethoden sowie molekularbiologischer Techniken
- Theoretische, zellphysiologische und/oder tierexperimentelle Arbeitstechniken
Vegetative Physiologie:
- Eingehende Kenntnisse zur Vermittlung der Funktionsweise der Organe und Systeme, insbesondere
- Herz, Kreislauf, Blut und deren Regulation
- Atmung, deren Regulation und Säure-Basen-Haushalt
- Stoffwechsel, Energiehaushalt, Wärmehaushalt, Elektrolythaushalt, Wasserhaushalt, Verdauung und deren Regulation
- des endokrinen Systems, vegetativen Nervensystems, der Reproduktion, der Niere und deren Regulation
- Muskulatur
- Anpassungsmechanismen von Herz-Kreislauf-, Atmungs- und Stoffwechselsystem sowie des Bewegungsapparates und der neuronalen Regulation bei physischer Arbeit
Neurophysiologie:
- Eingehende Kenntnisse zur Vermittlung der Funktionsweise von Strukturen und Prozessen, insbesondere
- Motorik
- Großhirnrinde, Wach-Schlaf-Rhythmus, Lernen/Gedächtnis, Emotion, Motivation, Kognition, Verhalten, Sprache
- Auge, Gehör, Gleichgewicht, Somatosensorik, Schmerz, Geschmack, Geruch
- Signaltransduktion, Membrantransport, Erregbarkeit, Differenzierung, Proliferation
Untersuchungstechniken:
- Eingehende Kenntnisse zur Vermittlung von physiologischen Untersuchungsmethoden
- Anleitung zur Durchführung einfacher apparativer Untersuchungstechniken in 5 unterschiedlichen Methoden, z. B. EKG, Blutdruckmessung, Elektromyogramm (EMG), Elektroenzephalogramm (EEG), Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), Spirometrie, Pneumotachographie, Kreatinin-Clearance, Audiometrie
- Anleitung zur Durchführung komplexer apparativer Untersuchungstechniken in 2 unterschiedlichen Methoden, z. B. Belastungs-EKG, Ergospirometrie, Gefäßdoppler, Bodyplethysmographie, Anomaloskop, otoakustische Emmissionen, kalorischer Nystagmus, evozierte Potentiale
- Grundlagen der bildgebenden Verfahren

Die Auswertung eines Elektrokardiogramms (EKG) gehört zu den Grundlagen der Diagnostik.
Forschung und Lehre:
- Methoden der Biomathematik und Statistik
- Konzeptionierung, Durchführung einschließlich Publikation von Forschungsprojekten
- Vermittlung der physiologischen Grundlagen durch Lehrveranstaltungen, insbesondere in Praktika und Seminaren
- Didaktische Grundlagen der universitären Lehre
Facharztausbildung Physiologie – Logbuch
Das Ausbildungslogbuch ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Facharztausbildung Physiologie.
Nach dem erfolgreichen Durchlaufen aller Inhalte der Weiterbildung Physiologie, muss es komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Das Logbuch enthält den Weiterbildungsgang Physiologie sowie alle dokumentierten Inhalte und Kenntnisse, die im Rahmen der Facharztausbildung vermittelt wurden.
Die Bundesärztekammer bietet ein Muster-Logbuch Physiologie zum Download an.
Für alle Ärztinnen und Ärzte, die ihre Facharztweiterbildung ab dem 01.11.2020 aufnehmen ist das Führen eines elektronischen Logbuchs (eLogbuch) verpflichtend. Das elektronische Logbuch ermöglicht eine kontinuierliche Dokumentation der absolvierten Weiterbildungsinhalte. Ein Antrag auf Zulassung zur Facharztprüfung ohne Ausfüllen des eLogbuchs wird abgelehnt.
Zukunftsperspektiven für Fachärzte/innen für Physiologie
Der Patientenkontakt spielt im Alltag der Fachärzte/-innen der Physiologie keine Rolle. Vielmehr ist man in diesem Fachbereich in den Gebieten Forschung und Lehre beschäftigt.
Vielen ist die Physiologie wahrscheinlich noch aus dem vorklinischen Studienabschnitt bekannt: Dieses Fach wird recht umfangreich gelehrt und dementsprechend auch im Physikum geprüft, denn es liefert essenzielle Grundlagen für die sich anschließende klinische Medizin. Da in Deutschland der Bedarf an Ärzten/-innen nach wie vor groß ist, sind auf jeden Fall Lehrende für die Vorklinik sehr gefragt, denn das Fach Physiologie spielt hier eine wichtige Rolle für das Grundverständnis vieler ablaufender Prozesse.
Daneben bietet es sich mit einem Facharzttitel für Physiologie allerdings auch an, in der Forschung tätig zu werden. Als mögliche Arbeitsorte kommen hierfür meist Unikliniken und Forschungsinstitute in Fragen, da an solchen Standorten intensiv geforscht wird. Nicht umsonst gibt es den Nobelpreis für Physiologie und Medizin, welcher in der Vergangenheit schon oft an Physiologen/-innen ging.
Das Spektrum an physiologischen Forschungsprojekten ist sehr breit. Beispielsweise werden verschiedenste Krankheiten immer weiter analysiert, um Mechanismen und Prozesse im menschlichen Körper genauer zu verstehen. Neuerdings forscht man jedoch in der Physiologie zum Beispiel auch an den Auswirkungen von Weltraumbedingungen auf den menschlichen Körper.
Auch die Pharmabranche hat ein ausgeprägtes Interesse an ausgebildeten Fachärzten/-innen für Physiologie, denn auch Medikamente müssen bezüglich ihres Wirkspektrums und der möglichen Nebenwirkungen genauestens von Experten/-innen unter die Lupe genommen werden. Pharmaunternehmen kommen daher auch als möglicher Arbeitsort in Frage.
Zusatzweiterbildungen für Physiologen/-innen
Nach der erfolgreichen Ausbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Physiologie hat man außerdem die Möglichkeit, die persönlichen Qualifikationen durch Zusatz-Weiterbildungen zu erweitern. Da man als Physiologe/-in jedoch nicht in der unmittelbaren Patientenversorgung tätig ist, sind die Möglichkeiten in dieser Hinsicht vergleichsweise begrenzt. Nichtsdestotrotz gibt es einige Zusatzweiterbildungen, die für Fachärzte/-innen dieses Gebiets in Frage kommen:
- Immunologie
- Magnetresonanztomographie
- Naturheilverfahren
- Phlebologie
- Sozialmedizin
- Spezielle Schmerztherapie
Darüber hinaus kann man als Assistenzarzt/-ärztin in Ausbildung auch schon vor dem Facharzttitel die folgende Weiterbildung antreten, wenn die Voraussetzungen gegeben sind:
Passende Jobs in der Physiologie
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