
Eine Fachärztin / ein Facharzt mit Weiterbildung Nuklearmedizin hat sich spezialisiert hinsichtlich der Anwendung radioaktiver Substanzen, sonographischer und kernphysikalischer Verfahren zur Funktions- und Lokalisationsdiagnostik von Organen, Geweben und Systemen. Die Arbeit dient der Erkennung und Verlaufsbeurteilung von Krankheiten sowie der Behandlung mit offenen Radionukliden. Die Belange des Strahlenschutzes spielen daher auch eine große Rolle im Arbeitsalltag.
Facharztausbildung Nuklearmedizin im Überblick
Wer sich berufen fühlt, dieses Gebiet mit Expertise zu unterstützen, findet hier alle Informationen zu den Voraussetzungen, der Dauer und den Inhalten der Facharztausbildung sowie Karrieremöglichkeiten durch Weiterbildungen.

Die Schilddrüsen-Szintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, bei der durch schwach-radioaktive Substanzen die Funktion dargestellt werden kann.
Wer mehr zur Tätigkeit im Fachgebiet Nuklearmedizin erfahren möchte, findet diese und alle anderen Fachrichtungen in unserer Übersicht der Facharztrichtungen.
Facharzt-Weiterbildung Nuklearmedizin – Voraussetzungen
Um eine Facharztausbildung zu beginnen, muss zunächst das Medizinstudium erfolgreich absolviert werden. Danach sind Mediziner/-innen mit dem Erhalt der Approbation berechtigt, als Arzt/Ärztin berufstätig zu werden.
Anschließend beginnt die Tätigkeit als Assistenzarzt/-ärztin. Als Arzt/Ärztin in Weiterbildung dient diese Zeit der Facharztausbildung, in welcher die Spezialisierung in der Fachrichtung Nuklearmedizin erfolgen kann.
Die Facharztprüfung ist die letzte Hürde zum Facharzttitel.
Weiterbildung Nuklearmedizin – Dauer
Die Facharztausbildung Nuklearmedizin dauert insgesamt 60 Monate und damit min. 5 Jahre in Vollzeit. Die Weiterbildungszeit in der Nuklearmedizin wird bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Muster-Weiterbildungsordnung absolviert. Davon können erfolgen:
-
bis zu 12 Monate zum Kompetenzerwerb im Fachgebiet Radiologie
- bis zu 6 Monate zum Kompetenzerwerb in anderen Gebieten
Inhalte der Facharztausbildung Nuklearmedizin
Folgende Inhalte sind in der Weiterbildung zum Facharzt für Nuklearmedizin zu durchlaufen (bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtzahlen laut Muster-WBO).
Übergreifende Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Nuklearmedizin:
- Wesentliche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
- Medizinische Auswirkungen von Strahlenunfällen und deren Behandlung
Strahlenphysik, Strahlenbiologie und Messtechnik:
- Grundlagen der Strahlenbiologie, Strahlenphysik und Messtechnik, insbesondere Dosisbegriffe und physikalische und biologische Dosimetrien
- Durchführung von Dosimetrien
- Prinzipien der nuklearmedizinischen Bildentstehung, insbesondere der Detektortechnik, des Tracerprinzips und der Gammaspektrometrie
Strahlenschutz:
- Indikationsstellung für nuklearmedizinische Untersuchungs- und Behandlungsverfahren, auch in Abgrenzung zu radiologischen Verfahren
- Besonderheiten der nuklearmedizinischen Diagnostik im Kindes- und Jugendalter, insbesondere Auswahl und Dosierung der Radiopharmaka
- Prinzipien der ionisierenden und nichtionisierender Strahlung und des Strahlenschutzes bei der Anwendung am Menschen
- Reduktionsmöglichkeiten der medizinisch indizierten Strahlenexposition in der Diagnostik
- Grundlagen des Strahlenschutzes beim Personal und bei Begleitpersonen
- Diagnostische Referenzwerte
- Qualitätssicherung und Aufzeichnungspflichten
Radiopharmazie:
- Radiopharmaka-Markierungen einschließlich KIT-Präparation mit α-, ß- und γ -Strahlern, von PET-Tracern unter Berücksichtigung rechtlicher Vorgaben (100)
- Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen (Radionukliden) und markierten Radiopharmaka einschließlich der Qualitätskontrolle
- Umgang mit Hybrid-Sonden
Kontrastmittel:
- Pharmakologie, Indikationen und Kontraindikationen zur Kontrastmittelgabe in der Diagnostik einschließlich gewebespezifischer Kontrastmittel und deren Kinetik (z.B. CT-Kontrastmittel oder MRT-Kontrastmittel)
- Grundlagen radiologischer Kontrastmittel
Gerätetechnik:
- Konstanz- bzw. Zustandsprüfungen (30)
- Gerätebezogene Qualitätssicherungsmaßnahmen
- Grundlagen der Bild- und Datenverarbeitung und deren Archivierung einschließlich Datenakquisition und MRT-Sequenzauswahl
- Prinzipien der Bilddatennachverarbeitung
- Physikalische Grundlagen und praktische Anwendung der Gammakamera und -sonde, der SPECT, PET, CT, MRT und fMRT, Magnetspektroskopie (MRS) sowie der Sonographie

Arzt, Pflegekraft und Patientin in Vorbereitung eines CT-Scans
Nuklearmedizinische Befunderstellung:
- Befundinterpretation unter Berücksichtigung der Quantifizierung und Bewegungsanalyse sowie Erkennung inzidenteller Befunde
- Technische Verfahren zur Planung von nuklearmedizinischen Untersuchungen und zur Schwächungskorrektur von nuklearmedizinischen Bilddaten
- Einfluss von Begleiterkrankungen auf die Tracer-Kinetik
Immunologische Labordiagnostik:
- Durchführung und Auswertung immunometrischer Assays einschließlich Qualitätskontrolle, insbesondere RIA, IRMA, LIA, FIA, EIA (200)
- Immunologische in-vitro-Diagnostik-Testverfahren, z. B. Bestimmung von Tumormarkern
Entzündungen/Infektionen:
- Dreiphasen-Skelettszintigraphie (80)
- Entzündungsszintigraphie, auch mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) bzw. PET in Hybridtechnik (70)
- Diagnostik bei entzündlichen und infektiösen Erkrankungen, insbesondere des Skelett- und Gefäßsystems sowie bei Organ- und Weichteilinfekten
- Bedeutung der Positronen-Emissions-Tomographie (PET)- bzw. der PET/CT-Diagnostik
Erkrankungen der Schilddrüse:
- Prävalenz, Prophylaxe, Symptomatik, diagnostische Algorithmen, Labordiagnostik, Therapie und Nachsorge sowie Medikation von benignen, malignen und entzündlichen Schilddrüsenerkrankungen einschließlich deren Funktionsstörungen, auch in der Schwangerschaft
- Sonographie der Schilddrüse (150)
- Sonographie der Halsweichteile (100)
- Schilddrüsenszintigraphie (400)
- Feinnadelpunktion (50)
Endokrine Erkrankungen:
- Prävalenz, Symptomatik, diagnostische Algorithmen und Labordiagnostik der endokrinen Erkrankungen einschließlich deren Funktionsstörungen
- Szintigraphie endokriner Organe, insbesondere Nebenschilddrüse und Nebenniere (25)
Zentrales Nervensystem:
- Diagnostik von Erkrankungen des zentralen Nervensystems, insbesondere Morbus Parkinson, Multisystematrophie, Demenzerkrankungen, Zerebrovaskuläre Insuffizienz und fokale Prozesse
- Nuklearmedizinische Untersuchungen des zentralen Nervensystems einschließlich Hirnrezeptor-PET (100)
- Hirnperfusionsszintigraphie
- Verfahren zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms
Skelett- und Gelenksystem:
- Diagnostik von Erkrankungen des Skelett- und Gelenksystems, insbesondere Arthrose/Arthritis, Prothesenlockerung und -infekt
- Nuklearmedizinische Untersuchungen des Skelett- und Gelenksystems (800)
Kardiovaskuläres System:
- Diagnostik von Erkrankungen des kardiovaskulären Systems, insbesondere Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt und Innervationsstörung
- Nuklearmedizinische Untersuchungen des kardiovaskulären Systems, insbesondere Myokardperfusionsszintigraphie mit körperlicher oder medikamentöser Belastung einschließlich quantifizierter Auswertung (500)
Respirationssystem:
- Diagnostik von Erkrankungen des Respirationssystems, insbesondere bei Lungenarterienembolie und präoperativer Lungenfunktionsüberprüfung
- Nuklearmedizinische Untersuchungen des respiratorischen Systems, insbesondere Lungenperfusions- und -ventilationsszintigraphie (200)
Gastrointestinaltrakt:
- Diagnostik von Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, insbesondere Motilitätsstörungen des Magen-Darmtraktes und Blutungen
- Szintigraphie des Gastrointestinaltraktes (25)
- Prinzipien der Leberfunktionsszintigraphie und der Szintigraphie mit radioaktiv markierten Erythrozyten
Urogenitalsystem:
- Diagnostik von Erkrankungen des Urogenitalsystems, insbesondere bei Abflussbehinderungen, Anlagestörungen und zur Bestimmung der Nierenfunktion (Clearance-Bestimmung) auch als Captopril-Szintigraphie
- Nuklearmedizinische Untersuchungen des Urogenitalsystems, insbesondere Nierenfunktionsszintigraphie (250)
- Richtungsweisende sonographische Untersuchungen des Retroperitoneums und der Urogenitalorgane
Hämatologie/Lymphatisches System:
- Diagnostik von Erkrankungen des hämatologischen und lymphatischen Systems
- Sentinel-Lymphknotenszintigraphie (100)
Tumordiagnostik:
- Diagnostik onkologischer Erkrankungen
- Interdisziplinäre Indikationsstellung, Durchführung und Befunderstellung von Positronen-EmissionsTomographie (PET) und PET im Rahmen von Hybridtechniken (PET/CT und PET/MRT) verschiedener Tumorentitäten (1.000)
- Tumorspezifische und unspezifische Szintigraphie, planare Szintigraphie, SPECT, Ganzkörperszintigraphie (25)
- Richtungsweisende Sonographie des Abdomens
Magnetresonanztomographie einschließlich Magnetresonanzspektroskopie:
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von MRT-Untersuchungen
- Auswahl und mögliche Modifikation von Sequenzprotokollen für alle Körperregionen und untersuchungstypischen Techniken und Verfahren einschließlich der Wahl der geeigneten Kontrastmittel
- Prinzipien von Magnetfeldstärke, Gradientenstärke, Orts- und Zeitauflösung
- Gerätebezogene Sicherheitsvorschriften in Bezug auf Personal und Patienten
- Typische Artefakte in der MRT und ihre Ursachen
- Grundlagen der Gefäßdarstellung und funktioneller MRT-Techniken
- Prinzipien der Spektroskopie und spektroskopischen Bildgebung
- Indikation für PET/MRT im Kontext multimodaler Bildgebung
- Besonderheiten der MRT-basierten Erstellung der Schwächungskorrekturmatrix und die Bedeutung für die PET-Quantifizierung
Therapie mit Radioisotopen und Radiopharmaka:
- Festlegung der therapeutischen Dosis
- Auswahl und Bewertung von Dosiskonzepten
- Toxizitätsermittlung und -prävention
- Kombinationstherapien, z. B. Behandlung mit Tyrosinkinaseinhibitoren
Radiojodtherapie benigner Schilddrüsenerkrankungen:
- Therapieoptionen benigner Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere der funktionellen Autonomie und der Autoimmunthyreopathien
- Therapie benigner Schilddrüsenerkrankungen (200)
- Durchführung und Auswertung von Radiojodtests (200)
Radiojodtherapie maligner Schilddrüsenerkrankungen:
- Therapieoptionen maligner Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere differenzierter Schilddrüsenkarzinome
- Therapie maligner Schilddrüsenerkrankungen (50)
Selektive radionuklidbasierte Tumortherapie:
- Therapieoptionen onkologischer Erkrankungen
- Selektive radionuklidbasierte Therapie (25)
- Selektive interne Radiotherapie (SIRT), Peptidradiorezeptortherapie (PRRT), Therapieverfahren mit 90Yttrium und Radioimmuntherapie (RIT)
Sonstige radionuklidbasierte Therapien:
- Alternative Verfahren zu Radiosynoviorthese (RSO), Radionuklidtherapie von Knochenmetastasen und endovaskuläre Brachytherapie (EVBT)
Das Logbuch in der Weiterbildung Nuklearmedizin
Nach dem erfolgreichen Durchlaufen aller Inhalte der Weiterbildung Nuklearmedizin muss das Logbuch komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Das Ausbildungslogbuch ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Facharztausbildung. Die Bundesärztekammer bietet ein Muster-Logbuch Nuklearmedizin zum Download an.
eLogbuch – Die digitale Variante seit 2020
Das Logbuch enthält den Aufbau der Weiterbildung Nuklearmedizin sowie die Dokumentation der erlernten Inhalte und Kenntnisse. Für alle Ärzte/-innen, die ihre Weiterbildung ab dem 01.11.2020 aufgenommen haben, wurde von den Länderkammern schrittweise auf das Führen eines elektronischen Logbuchs (eLogbuch) umgestellt. Ein Antrag auf Zulassung zur Facharztprüfung ohne ausgefülltes (e)Logbuch wird nicht akzeptiert.
Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch erfolgt über die Online-Portale der Landesärztekammern.
Der Arbeitsmarkt für Fachärzte/-innen für Nuklearmedizin
Nuklearmedizinern/-innen steht eine aussichtsreiche Karriere bevor. Grundsätzlich besteht im Gesundheitswesen eine größer werdende Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, denn einer älter werdenden Bevölkerung stehen immer weniger Fachkräfte gegenüber.
Als Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin besteht einerseits die Option im stationären Bereich tätig zu werden. In Deutschland haben 2021 etwa ein Drittel aller berufstätigen Fachärzte/-innen für Nuklearmedizin im stationären Bereich gearbeitet.
Andererseits ist die Niederlassung im ambulanten Bereich bei Nuklearmedizinern/-innen wesentlich beliebter gewesen, denn die verbliebenen zwei Drittel arbeiteten gemäß der Ärztestatistik 2021 mit eigener Praxis oder angestellt im ambulanten Bereich.
Spezialisierungen für Nuklearmediziner/innen
Wer einen Facharzttitel im Fachgebiet Nuklearmedizin erworben hat, ist bereits hochspezialisiert. Das setzt für Fachärzte/-innen für Nuklearmedizin ein breites medizinisches Wissen und darüber hinaus auch über das Maß hinaus gehende physikalische und naturwissenschaftliche Kenntnisse voraus.
Innerhalb des Fachgebiets gibt es einige medizinische Schwerpunkte, sodass sich beispielsweise einige niedergelassene Praxen auf die nuklearmedizinische Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen spezialisiert haben.
Es besteht für Fachärzte/-innen für Nuklearmedizin aber durchaus die Möglichkeit, sich gemäß individueller Interessen fortzubilden. Beispielsweise können wegen der großen Schnittmenge Zusatz-Weiterbildung im Bereich der bildgebenden Diagnostik sehr sinnvoll für Nuklearmediziner/-innen sein.
Zusatzweiterbildungen nach der Weiterbildung Nuklearmedizin
Assistenzärzte/-innen können unter Umständen schon innerhalb der Weiterbildungszeit Zusatz-Weiterbildungen in diesen Bereichen absolvieren:
Eine Zusatzweiterbildung Medizinische Informatik ist ganz ohne Facharztweiterbildung möglich und bedarf “lediglich” einer 24-monatigen Tätigkeit als Arzt/Ärztin.
Mit erfolgreich abgeschlossener Facharzt-Weiterbildung dürfen Nuklearmediziner/innen weitere Zusatzbezeichnungen erwerben. Folgende Zusatzweiterbildungen können von Fachärzten/-innen für Nuklearmedizin absolviert werden:
- Akupunktur
- Balneologie und Medizinische Klimatologie
- Betriebsmedizin
- Ernährungsmedizin
- Flugmedizin
- Hämostaseologie
- Immunologie
- Infektiologie
- Klinische Akut- und Notfallmedizin
- Krankenhaushygiene
- Magnetresonanztomographie
- Manuelle Medizin
- Naturheilverfahren
- Palliativmedizin
- Phlebologie
- Physikalische Therapie
- Psychotherapie
- Rehabilitationswesen
- Röntgendiagnostik für Nuklearmediziner
- Sexualmedizin
- Sozialmedizin
- Spezielle Schmerztherapie
- Sportmedizin
- Suchtmedizinische Grundversorgung
Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin – Verdienst
Die Hälfte der in Deutschland tätigen Fachärzte/-innen für Nuklearmedizin verdient zwischen 3.300 und 9.765 Euro brutto pro Monat. Weiterbildungen, Zusatzbezeichnungen und Beförderungen wirken sich im Verlauf des Berufslebens positiv auf das Monatsgehalt aus. Alles zum Facharzt-Gehalt von Nuklearmedizinern/-innen und anderen Fachgebieten findet sich in unserem Karrierebereich.
Passende Jobs in der Nuklearmedizin
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte und Ärztinnen in Deutschland. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Nuklearmedizin Stellenangebote für Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt bzw. -ärztin gelistet.