Mit einer Weiterbildung Gefäßchirurgie erlangt man die Facharztkompetenz in einem ...

Eine Weiterbildung Herzchirurgie spezialisiert Fachärzte/-innen hinsichtlich der operativen Behandlung von angeborenen und erworbenen Krankheiten und Verletzungen des Herzens und der herznahen Gefäße. Auch Transplantationen spielen eine große Rolle; allerdings belaufen sich die häufigsten Operationen auf Koronararterien-Bypässe und Eingriffe an den Herzklappen. Die Herzchirurgie ergänzt als eigenes Fachgebiet angrenzende Fächer wie Kardiologie und Gefäßchirurgie und ist eine von insgesamt acht eigenständigen, chirurgischen Fachrichtungen.
Die Herzchirurgie zählt seit 1993 als selbstständiges Fachgebiet, das sich im 20. Jahrhundert mit dem Spezialgebiet Thorax- und Kardiovaskularchirurgie aus der Chirurgie entwickelt hat. Wer sich für die Facharztausbildung als Herzchirurg/in interessiert, findet hier die Voraussetzungen, Inhalte und Karriereaussichten zur Weiterbildung Herzchirurgie.
Facharztweiterbildung Herzchirurgie im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 1.300 Fachärzte/-innen für Herzchirurgie. Von diesen sind 1.145 berufstätig (1.042 stationär an einer Klinik).
- Häufigste Eingriffe: Im Fachgebiet der Herzchirurgie ist das Einsetzen eines Schrittmachers der am häufigsten durchgeführte Eingriff. Allein in Deutschland beläuft sich die Zahl bei über 100.000 Herzschrittmacher-Operationen pro Jahr.
- Dauer: Insgesamt dauert die Facharztausbildung Herzchirurgie 72 Monate, also 6 Jahre.
Voraussetzung für die Facharztweiterbildung in der Herzchirurgie
Um eine Facharztausbildung zu beginnen, muss zunächst das Medizinstudium erfolgreich absolviert werden. Danach ist ein/e Mediziner/in mit dem Erhalt der Approbation berechtigt, den Titel Arzt/Ärztin zu tragen und einer ärztlichen Tätigkeit nachzugehen. Die Zeit als Assistenzarzt/-ärztin (Ärztin/Arzt in Weiterbildung) ist die Zeit der Facharztausbildung, in der man sich in einer der Facharztrichtungen spezialisiert, in diesem Falle im Fachgebiet Herzchirurgie.
Während dieser Facharztausbildung sind die Kandidaten/-innen als Assistenzärzte/-innen tätig und müssen sämtliche geforderte Inhalte eines Anforderungskatalogs gemäß der Weiterbildungsordnung abarbeiten. Dieser definiert, welche fachspezifischen Kenntnisse, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, sowie Eingriffe und/oder Operationen selbstständig durchgeführt werden müssen. Zum Ende wartet die Facharztprüfung.
Wer diese besteht, erhält den Titel Facharzt/-ärztin für Herzchirurgie. Mehr Infos dazu und zu weiteren Fachrichtungen gibt es unter der Übersicht Facharztausbildung.
Assistenzarzt Stellenangebote Herzchirurgie / Thoraxchirurgie
Inhalte der Facharztweiterbildung Herzchirurgie
Die Inhalte der Facharztausbildung werden durch die Bundesärztekammer geregelt. Diese unterteilen sich in Kognitive Kompetenz und Methodenkompetenz (Kenntnisse) und Handlungskompetenz (Fertigkeiten und Erfahrungen). Die Zahl in den Klammern gibt Auskunft über den Richtwert.
Die Facharztausbildung Herzchirurgie schreibt folgende Inhalte vor:
Übergreifende Inhalte im Gebiet Chirurgie
- Wesentliche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
- Chirurgische Techniken und Instrumentengebrauch, insbesondere Inzision, Präparation, Retraktion, Naht- und
Knotentechniken einschließlich Laseranwendung unter Berücksichtigung der verschiedenen Gewebestrukturen - Chirurgische perioperative Behandlung einschließlich Vorbereitung, Lagerungstechniken, Nachsorge und Komplikationsmanagement sowie Indikationsstellung zu weiterführenden Maßnahmen
- Techniken der temporären Ruhigstellung und Fixationsverbände
- Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von Thrombosen
- Wundheilung und Narbenbildung
- Wundmanagement und stadiengerechte Wundtherapie sowie Verbandslehre einschließlich verschiedene Wundauflagen, Unterdruck- und Kompressionstherapie
- Defektdeckung bei akuten und chronischen Wunden
- Grundlagen der medikamentösen Tumortherapie
- Basisbehandlung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
- Scoresysteme und Risikoeinschätzung
Lokalanästhesie und Schmerztherapie
- Lokal- und Regionalanästhesien
- Abklärung peri- und postoperativer Schmerzzustände
- Diagnostik und Therapie nach dokumentierten Schmerztherapieplänen
- Behandlung von Patienten mit komplexen Schmerzzuständen
- Injektionen und Punktionen
Notfall- und Intensivmedizin
- Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen
- Kardiopulmonale Reanimation
- Pathophysiologie von schweren Verletzungen, des Polytraumas und deren Folgen
- Indikationsstellung zur Notfall-Laparotomie und Thorakotomie
- Überwachung, Monitoring, Dokumentation und Betreuung von intensivmedizinischen Patienten
- Differenzierte Beatmungstechniken
- Atemunterstützende Maßnahmen bei intubierten und nicht-intubierten Patienten
- Beatmungsentwöhnung bei langzeitbeatmeten Patienten
- Mitbehandlung bei septischen Krankheitsbildern
- Pharmakologie der Herz-Kreislauf-Unterstützung
- Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung
- Zentralvenöse Zugänge (20)
- Arterielle Kanülierung und Punktionen
- Thorax-Drainage
- Legen eines transurethralen und/oder suprapubischen Katheters
Spezifische Inhalte der Facharztweiterbildung Herzchirurgie
- Pathophysiologie der myokardialen Ischämie und der Myokardprotektion, einschließlich der Techniken
- Grundlagen von Herzassistenzsystemen, Links- und Rechtsherzunterstützungssystemen sowie Kunstherzsystemen
- Indikationsstellung zur mechanischen Herz-Kreislaufunterstützung in der prä-, peri- und postoperativen Anwendung
- Indikationsstellung zur Anwendung, technische Durchführung, postoperative Überwachung und Komplikationsmanagement von konventionellen und/oder perkutanen Herz-Kreislauf- und/oder Lungenunterstützungssystemen, z. B. extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO), extracorporal Life Support System (ECLS), intraaortale Ballonpumpengegenpulsation (IABP) (20)
- Pharmakotherapie der akuten Herz- und Lungeninsuffizienz
- Aufbau und Funktion der extrakorporalen Zirkulation
- Intra- und postoperative Überwachung der extrakorporalen Zirkulation (50)
Angeborene Erkrankungen des Herzens und der thorakalen Gefäße
- Grundlagen der angeborenen Erkrankungen des Herzens und der thorakalen Gefäße, insbesondere Symptomatik, Diagnostik und differenzierte Indikationsstellung zur Therapie
Erworbene Erkrankungen des Herzens und der thorakalen Gefäße
- Symptomatik, Diagnostik und differenzierte Therapie von erworbenen Erkrankungen des Herzens und der thorakalen Gefäße, insbesondere:
- koronare Herzkrankheit
- Vitien der Aorten- und Pulmonalklappe
- Vitien der AV-Klappen
- Aneurysmen und Dissektionen der thorakalen und thorako-abdominellen Aorta
- Brady- und tachykarde Herzrhythmusstörungen
- Herztumore und Erkrankungen des Perikards
- Verletzungen des Herzens und des Mediastinum
- Infektionen des Herzens und der Herzklappen
- Wundmanagement und stadiengerechte Wundtherapie, z. B. bei Sternuminstabilität, Mediastinitis
- Indikationsstellung zur Implantation und Funktionsweise von implantierbaren kardialen elektronischen Geräten
Diagnostische Verfahren
- 12-Kanalableitungs-Elektrokardiogramme
- Indikationsstellung zu und Befundinterpretation von Langzeit-Elektrokardiogrammen
- Indikationsstellung zu und Befundinterpretation von Ergometrien, Spiroergometrien und spirometrischen Untersuchungen der Lunge
- Indikationsstellung zu und Befundinterpretation von Koronarangiografien und Herzkatheteruntersuchungen einschließlich
interdisziplinärer Therapieentscheidung - Kontrollen von permanenten Herzschrittmachern und implantierbaren kardialen elektronischen Geräten
- Sonografie der Thoraxorgane und der thorakalen Gefäße einschließlich Doppler-/Duplex-Untersuchungen
(200) - Mitwirkung bei intra- und/oder perioperativer transoesophagealer Echokardiografien einschließlich interdisziplinärer Befundinterpretation
- Mitwirkung bei transthorakalen Echokardiografien einschließlich interdisziplinärer Befundinterpretation
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung der intraoperativen und intraprozeduralen radiologischen Befundkontrolle
- Indikationsstellung und Befundinterpretation weiterer bildgebender Verfahren
Therapeutische Verfahren
- Indikationsstellung zu konventionell chirurgischen, minimalinvasiven und interventionellen Eingriffen bei angeborenen und erworbenen Erkrankungen des Herzens und der thorakalen Gefäße
- Indikationsstellung zu herzchirurgischen Eingriffen und Hybridverfahren bei multimorbiden Patienten
- Operative Eingriffe mit Hilfe oder in Bereitschaft der extrakorporalen Zirkulation (100), davon
- an Koronargefäßen (40)
- an Herzklappen, konventionell und/oder kathetergestützt (25)
- bei angeborenen Herzfehlern
- an der thorakalen Aorta, konventionell und/oder kathetergestützt
- am Reizleitungssystem
- am Perikard
- bei Verletzungen, Tumoren und Thromboembolien
- Erste Assistenz bei komplexen fachspezifischen Operationen, z. B. Kombinationseingriffe und Re-Operationen (20)
- Operative Eingriffe ohne Einsatz der extrakorporalen Zirkulation (170), davon
- Anlage von passageren Schrittmachersonden (25)
- Implantation von kardialen elektronischen Geräten (25)
- Thorakotomie und Exploration des Situs, z. B. bei Thoraxstabilisierung, Fremdkörperexstirpation, Thoraxverletzungen, Implantatentfernung (35)
- Operationen an der Lunge und am angrenzenden Mediastinum in Zusammenhang mit herzchirurgischen Eingriffen (10)
- Operationen an peripheren Gefäßen in Zusammenhang mit herzchirurgischen Eingriffen, z. B. Rekonstruktionen peripherer Gefäße nach Einsatz von Kreislaufassistenzsystemen und/oder der extrakorporalen Zirkulation, Entnahme von Bypassconduits, Thrombektomien (50)

Als operative Eingriffe zählen instrumentelle chirurgische Eingriff am oder im Körper der Patienten/-innen zum Zwecke der Therapie oder Diagnostik.
Strahlenschutz
- Grundlagen der Strahlenbiologie und Strahlenphysik bei der Anwendung ionisierender Strahlen am Menschen
- Grundlagen des Strahlenschutzes beim Patienten und Personal einschließlich der Personalüberwachung und des baulichen und
apparativen Strahlenschutzes - Voraussetzungen zur Erlangung der erforderlichen Fachkunden im gesetzlich geregelten Strahlenschutz
Dauer der Facharztausbildung Herzchirurgie
Die Dauer der Facharztausbildung Herzchirurgie beträgt 72 Monate (6 Jahre), in denen die oben genannten Inhalte von den Assistenzärzten/-innen an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung abgeleistet werden müssen. Von diesen 72 Monaten sind abzuleisten:
- 48 Monate in Herzchirurgie
- 6 Monate in der Notfallaufnahme
- 6 Monate Intensivmedizin
Bis zu 12 Monate der Weiterbildung kann zum Kompetenzerwerb in anderen Gebieten erfolgen.
Den Abschluss der Weiterbildung Herzchirurgie bildet die mündliche Facharztprüfung, im Zuge derer der gesamte Inhalt der Facharztausbildung in der Herzchirurgie abgeprüft wird. Wird diese Abschlussprüfung bestanden, wird von der deutschen Landesärztekammer das Facharztdiplom ausgestellt. Dies berechtigt den/die Facharzt/-ärztin für Herzchirurgie unter anderem zur Niederlassung in einer eigenen Praxis.
Facharztweiterbildung Herzchirurgie – Logbuch
Das Ausbildungslogbuch ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Facharztausbildung Herzchirurgie.
Im Logbuch wird alles, was in der Facharztausbildung Herzchirurgie erlernt wurde, genau dokumentiert und muss bei der Anmeldung zur kommissionellen Facharztprüfung vollständig ausgefüllt und unterschrieben vorgelegt werden. Die gute Nachricht ist, dass das Logbuch meist nur einmal jährlich von den angehenden Fachärzten/-ärztinnen im Zuge des Weiterbildungsgesprächs hervorgeholt werden muss.
Nachdem alle Inhalte der Weiterbildung zum Facharzt / zur Fachärztin Herzchirurgie erfolgreich durchlaufen wurden, muss es komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Das Logbuch enthält den Weiterbildungsgang Herzchirurgie sowie alle dokumentierten Inhalte und Kenntnisse, die im Rahmen der Facharztausbildung vermittelt wurden.
Beispielsweise wird in diesem Logbuch eingetragen, wie oft ein bestimmtes Behandlungsverfahren pro Jahr durchgeführt wurde. Eine Erleichterung ist seit dem 1. Juli 2020 gegeben. Seit diesem Stichtag kann das eLogbuch genutzt werden. Die Leistungen können somit anstatt auf Papier elektronisch erfasst werden.
Die Bundesärztekammer bietet ein Muster-Logbuch Herzchirurgie zum Download an.
Zusatzweiterbildungen für Herzchirurgen/-innen
- Ärztliches Qualitätsmanagement
- Akupunktur
- Balneologie und Medizinische Klimatologie
- Betriebsmedizin
- Ernährungsmedizin
- Flugmedizin
- Hämostaseologie
- Homöopathie
- Intensivmedizin
- Immunologie
- Klinische Akut- und Notfallmedizin
- Krankenhaushygiene
- Magnetresonanztomographie
- Manuelle Medizin
- Naturheilverfahren
- Palliativmedizin
- Phlebologie
- Physikalische Therapie
- Psychotherapie
- Rehabilitationswesen
- Sexualmedizin
- Sozialmedizin
- Spezielle Schmerztherapie
- Sportmedizin
- Suchtmedizinische Grundversorgung
- Transplantationsmedizin
Diese Fortbildungsmöglichkeiten können Assistenzärzte bereits nach 24 Monaten in Weiterbildung wahrnehmen:
- Notfallmedizin
- Tropenmedizin
Die Zusatz-Weiterbildung Medizinische Informatik erfordert lediglich 24-monatige ärztliche Tätigkeit.
Karriereaussichten
Meist sind Fachärzte/-innen für Herzchirurgie in Kliniken, Privat- oder Gruppenpraxen bzw. in der Forschung und Lehre an einer medizinischen Fakultät tätig. Für die Durchführung von Operationen müssen die Fachärzte/-innen entweder in Verbindung mit einem Krankenhaus oder einer anderen medizinischen Einrichtung stehen (z. B. Privatklinik).
Herzchirurginnen und -chirurgen arbeiten in vielen Fällen eng mit anderen Fachärzten/-innen (Hausärzte/-innen, weitere Facharztrichtungen wie z.B. Thoraxchirurgie) zusammen. Die Bereiche sind daher auch oft zur Herz-Thorax-Chirurgie gebündelt. Dort werden u.a. Herz Lungen-Transplantationen durchgeführt. Nach abgeschlossener Facharztausbildung in der Herzchirurgie besteht zudem die Möglichkeit, mit weiteren Fortbildungen in verschiedenen Subdisziplinen Zusatzzertifikate zu erlangen. Die Fortbildungen richten sich nach Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG).
Zu diesen Subdisziplinen zählen z. B. Fortbildungen in folgenden Bereichen:
- Katheterbasierte Therapie von Herzklappen (TAVI)
- Chirurgie angeborener Herzfehler
- Invasive Therapie der Herz- und Lungeninsuffizienz
- Herzschrittmacher, ICD- und CRT-Therapie
Jobs für Facharzt/-ärztin Herzchirurgie
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland. Informationen zum Facharzt-Gehalt für Herzchirurgen/-innen und anderen Facharztrichtungen finden sich in unserem Karrierebereich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Weiterbildungsstellen Herzchirurgie sowie Herzchirurgie-Stellenangebote für Facharzt/-ärztin, Oberarzt/-ärztin und Chefarzt/-ärztin gelistet.