In der Facharzt-Weiterbildung Biochemie (von griechisch βιο-χημεία bio-chēmeia, „die Chemie des Lebens“) taucht man tiefer in die Lehre der chemischen Vorgänge in Lebewesen – den Stoffwechsel – ein. Chemie, Biologie und Medizin greifen in der Biochemie eng ineinander. Die Aufklärung und Heilung von Stoffwechselkrankheiten, wie z. B. Hormonmangel bei Diabetes und Vitaminmangel, wurden durch die Biochemie möglich.
Inhaltsverzeichnis
Das Gebiet umfasst die molekularen Interaktionen und Umwandlungen im menschlichen Organismus, die Struktur und Funktion von Substanzen, Zellen und Organen sowie ihrer Interaktion. Explizit eingeschlossen ist das Gebiet der Pathobiochemie, das die molekularen Grundlagen von Erkrankungen umfasst.
Wer sich für die Weiterbildung Biochemie interessiert, findet hier alles zu den Voraussetzungen, der Dauer, den Weiterbildungsinhalten und Karrierechancen.
Facharztausbildung Biochemie im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: Die Biochemie ist eins der kleinsten Facharztbereiche: In Deutschland gibt es nur 35 Fachärzte/-innen für Biochemie, davon arbeiten 4 ambulant, 13 im Krankenhaus und der Rest ist ohne ärztliche Tätigkeit oder in Behörden tätig. Fachärztinnen für Biochemie gibt es nur 7.
- Altersverteilung: Die Biochemie ist ein „altes“ Fach; nur 4 Fachärzte/-innen sind unter 50 Jahre alt, über 60 sind sogar schon 23.
- Dauer: Die Facharztweiterbildung Biochemie beträgt insgesamt 48 Monate, was einem Zeitraum von 4 Jahren in Vollzeit entspricht.
Weiterbildung Biochemie – Voraussetzungen
Wie bei allen Facharztrichtungen muss als Voraussetzung für den Beginn der Facharztausbildung Biochemie zunächst das Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen werden. Sobald die Approbation erteilt wurde, darf der/die Mediziner/in als Arzt/Ärztin tätig werden und eine Weiterbildung beginnen.
Alles zum Arbeitsalltag in der Facharztrichtung Biochemie findet sich in unserer Übersicht aller Facharztrichtungen.
Dauer der Weiterbildung Biochemie
Die Dauer der Facharztausbildung Biochemie beträgt insgesamt 48 Monate, was einem Zeitraum von 4 Jahren entspricht.
Die Weiterbildungszeit in der Biochemie von 48 Monaten wird bei einem/-r Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung absolviert.
Davon können zum Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate Weiterbildung in anderen Gebieten erfolgen. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Weiterbildung Biochemie durch bestandene Facharztprüfung wird der Facharzttitel erlangt.
Weiterbildung Biochemie – Inhalte
Die Inhalte der Facharztweiterbildung teilen sich grundsätzlich in zwei Kompetenzbereiche auf:
- Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fertigkeiten
Folgende Inhalte sind in der Weiterbildung zum Facharzt für Biochemie zu durchlaufen.
Übergreifende Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Biochemie
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Strukturen und Funktionen der Biomoleküle wie Proteine, Nukleinsäuren, Kohlenhydrate, Lipide, niedermolekulare Verbindungen und Spurenelemente
- Stoffwechsel und seine Regulation, enzymatische Katalyse
- Molekulare Grundlagen von Erkrankungen
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fertigkeiten
- Methoden zur Trennung, Aufreinigung, Identifizierung und Quantifizierung von Biomolekülen
- Methoden der Molekularbiologie
- Modell-Organismen
Zelluläre Biochemie und Molekularbiologie
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Nukleinsäuren und Genexpression, Chromatinstruktur und Epigenetik, DNA-Reparatur und Genom-Editierung
- Aufbau und Dynamik des Zytoskeletts, Katalyse von Bewegungen in der Zelle
- Genese, Dynamik und Kommunikation von Zellorganellen
- Regulation und Entgleisung des Zellzyklus, Onkogenese
- Infektion von Zellen durch Viren und andere Mikroorganismen
Systemische Biochemie
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Ernährung
- Säuren-Basen- sowie Wasser- und Elektrolyt-Haushalt
- Spezielle biochemische Funktionen einzelner Organe und Körperflüssigkeiten
Bioinformatik
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fertigkeiten
- Anwendung von Datenbanken und in silico-Methoden, z. B. multiple Alignments, Struktur- und Funktionsvorhersagen aus Proteinsequenzen
Biophysikalische Chemie
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Nicht-kovalente Wechselwirkungen
- Multiple Gleichgewichte und Kinetik enzymkatalysierter Reaktionen und ganzer Stoffwechselwege
- Resonante und Schwingungs-Spektroskopie, Hydrodynamik und Kalorimetrie
Signaltransduktion
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Extra- und intrazelluläre Signaltransduktion, Unterschiede von Signalwegen, Zell-Zell-Kommunikation, Apoptose(regulation)
- Biochemie der Reizwahrnehmung wie Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Fühlen
Methodik
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Grundlagen der aktuellen und gängigen biochemischen Methoden
- Grundlagen der bildgebenden Verfahren
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fertigkeiten
- Grundlegende biochemische Methoden, z. B. Photometrie, Spektroskopie, Chromatographie, Elektrophorese, Blotting, immunologische Nachweismethoden, Zentrifugation
- Grundlegende molekularbiologische Methoden, z. B. Klonierung, rekombinante Expression, Polymerase-Kettenreaktion (PCR), Sequenzierung
- Spezielle biochemische und molekularbiologische Methoden, z. B. CRISPR/Cas-Methode, Strukturaufklärung mittels Kernspinresonanzspektroskopie (NMR), Elektronenmikroskopie und Röntgenkristallographie, Microarrays
Forschung und Lehre
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Methoden der guten wissenschaftlichen Praxis
- Didaktische Grundlagen der universitären Lehre
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fertigkeiten
- Konzeptionierung, Durchführung einschließlich Publikation von Forschungsprojekten auf einem aktuellen Gebiet der Biochemie
- Vermittlung der biochemischen und molekularbiologischen Grundlagen durch Lehrveranstaltungen, insbesondere in Vorlesungen, Seminaren und Praktika
Facharztausbildung Biochemie – Logbuch
Nachdem alle Inhalte der Weiterbildung Biochemie erfolgreich durchlaufen wurden, muss das Ausbildungslogbuch komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Das Logbuch enthält den Aufbau des Weiterbildungsgangs Biochemie sowie alle dokumentierten Inhalte und Kenntnisse, die im Rahmen der Facharztausbildung vermittelt wurden. Die Bundesärztekammer bietet ein Muster-Logbuch Biochemie zum Download an.
eLogbuch in der Weiterbildung
Mit der neuen Weiterbildungsordnung wird auch das Führen eines digitalen Logbuchs (eLogbuch) verpflichtend. Dieses wird schrittweise von den Ärztekammern umgesetzt. Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch erfolgt über die Online-Portale der Landesärztekammern.
Zusatzweiterbildungen mit Facharztausbildung Biochemie
Zusatzweiterbildungen ermöglichen je nach gewählter Facharztrichtung die Verbesserung der eigenen Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten als Facharzt/-ärztin. Folgende Zusatz-Weiterbildungen kommen für Fachärzte/-innen für Biochemie in Frage:
- Immunologie
- Magnetresonanztomographie
- Naturheilverfahren
- Phlebologie
- Sozialmedizin
- Spezielle Schmerztherapie
- Suchtmedizinische Grundversorgung
Diese Fortbildungsmöglichkeiten können Assistenzärzte/-innen in Biochemie unter bestimmten Voraussetzungen bereits vor Ende der Facharztweiterbildung wahrnehmen:
- Ärztliches Qualitätsmanagement
- Medizinische Informatik (nach 24 Monaten ärztlicher Tätigkeit)
Karriere mit Facharztausbildung Biochemie
Die Arbeit und die Karriere als Facharzt/-ärztin für Biochemie unterscheidet sich deutlich von der in anderen Facharztrichtungen. Die Versorgung von Patienten/-innen tritt in den Hintergrund und wird unter anderem durch Forschung im Labor und Lehre ersetzt. Ein Großteil der Fachärzte/-innen ist daher an Unikliniken oder anderen Einrichtungen beschäftigt, nur sehr wenige arbeiten im ambulanten Bereich. Unikliniken bieten sich insbesondere als Arbeitgeber an, da hier sowohl Forschung als auch Lehre praktiziert wird. Während der Weiterbildungszeit werden die Grundlagen für diese Bereiche gelegt.
Wer die berufliche Zukunft jedoch außerhalb des Krankenhauses sieht, kann über eine Arbeit bei einem Pharmaunternehmen oder eine Vollzeitstelle in der Forschung nachdenken. Insgesamt gibt es nur eine geringe Anzahl an Fachärzten/-innen für Biochemie, sodass es schwer ist, von „traditionellen Karrierewegen“ zu sprechen. Da es nur wenige dieser Fachärzte/-innen gibt, fällt es ihnen leichter, ihre eigene Nische zu finden.
Passende Stellen für Fachärzte/-innen Biochemie
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland. Informationen zum Facharzt-Gehalt für Biochemiker/innen finden sich in unserem Karrierebereich. In der Stellensuche sind täglich aktualisierte Stellenangebote für Facharzt/-ärztin, Oberarzt/-ärztin Jobs und Chefarzt/-ärztin Stellen gelistet.