Die Weiterbildung im Facharzt-Schwerpunkt Neuroradiologie umfasst 24 Monate und beinhaltet unter anderem den Erwerb von Kenntnissen zu neurologischen Erkrankungen sowie Untersuchungen des zentralen Nervensystems mittels bildgebender Verfahren. Auch die Durchführung von neuroradiologischen Verfahren ist Teil der Ausbildung.
Inhaltsverzeichnis
Schwerpunkt-Weiterbildung Neuroradiologie im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland gibt es ca. 1.500 Ärzte/-innen mit einer Schwerpunkt-Weiterbildung in Neuroradiologie.
- Geschlechterverteilung: Das Fachgebiet der Neuroradiologie hat einen eher geringen Frauenanteil. Nur rund 30% der Ärzte/-innen sind Frauen.
- Dauer: Die Weiterbildung zum Schwerpunkt Neuroradiologie erstreckt sich über einen Zeitraum von 24 Monaten.
Das Fachgebiet Neuroradiologie
Die Neuroradiologie ist ein eigenständiges Teilgebiet der Radiologie und beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, der Wirbelsäule und des Gehirns. Ziel der Ärzte/-innen mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie ist es, das Nervensystem durch bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Angiographie sichtbar zu machen und zu beurteilen. Die Neuroradiologie ist eine wichtige Ergänzung zu benachbarten Fachgebieten wie der Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie. Spezialisten arbeiten eng mit anderen Abteilungen zusammen. Einige diagnostische Untersuchungen erfordern auch die Zusammenarbeit mit Fachbereichen wie der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, der Kiefer- und Gesichtschirurgie und der Augenheilkunde.
Typische Krankheitsbildern, die in der Neuroradiologie behandelt werden:
- Schlaganfall
- Verengung der Halsschlagader und der Kopfschlagader
- Aneurysma
- Durafisteln
- arteriovenöse Fehlbildungen
Voraussetzungen und Dauer für die Schwerpunkt-Weiterbildung Neuroradiologie
Für den Erwerb der Fachkenntnisse im Schwerpunkt Neuroradiologie ist eine Weiterbildung erforderlich, welche die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des zentralen Nervensystems umfasst.
Diese Weiterbildung ist offen für Mediziner/innen mit Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Radiologie.
Um den Schwerpunkt Neuroradiologie zu erwerben, müssen insgesamt 24 Monate Weiterbildung bei einem Weiterbilder an einer entsprechenden Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 2 absolviert werden.
Inhalte der Weiterbildung im Schwerpunkt Neuroradiologie
Die folgende Inhalte sind laut Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) während der Schwerpunktausbildung zu durchlaufen. Dabei ist zu beachten, dass die MWBO lediglich zur Orientierung dient, da die zuständigen Landesärztekammern nicht daran gebunden sind und es so zu unterschieden zwischen den Weiterbildungen je nach Bundesland kommen kann. Inhalte unterscheiden sich hinsichtlich theoretischen und praktischen Kenntnissen bzw. Fertigkeiten. Zahlen in Klammern sind Richtwerte
Übergreifende Inhalte der Schwerpunkt-Weiterbildung Neuroradiologie
- Grundlagen und klinische Untersuchungsmethoden in der Neurologie, Neurochirurgie, Angiologie und Gefäßchirurgie mit Relevanz für neuroradiologische Fragestellungen
- Anatomie, anatomische Varianten und Physiologieder angeborenen und erworbenen Erkrankungen mit Relevanz für neuroradiologische Fragestellungen, insbesondere des arteriellen und venösen Gefäßsystems im Bereich Kopf, Hals, Gehirn, Wirbelsäule und Rückenmark
- Klinische Symptome und Behandlungsstrategien sowie bildmorphologische Darstellung bei neuroradiologischen Fragestellungen
- Vorbereitung und Durchführung von neuroradiologischen Demonstrationen, interdisziplinären Konferenzen, einschließlich Tumorkonferenzen (50)
- Besonderheiten neuroradiologischer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden bei Kindern und Jugendlichen sowie erforderliche Anpassungen der Akquisitionsparameter
Indikationsstellung
- Indikation einschließlich rechtfertigender Indikationsstellung für alle neuroradiologischen Untersuchungen und interventionellen bildgestützten Verfahren unter Berücksichtigung der relevanten klinischen Fragestellungen des zentralen und peripheren Nervensystems einschließlich der Nervenplexus
- Bewertung und Vergleich der Aussagekraft bildgebender Verfahren, insbesondere Radiographie, Fluoroskopie, CT, MRT, Sonographie für unterschiedliche diagnostische neuroradiologische Fragestellungen und Auswahl der geeignetsten Methoden für diagnostische neuroradiologische Fragestellungen
- Bewertung und Vergleich der verschiedenen interventionellen neuroradiologischen Verfahren und Auswahl der geeignetsten Verfahren für die unterschiedlichen neuroradiologischen Krankheitsbilder
Strahlenschutz
- Reduktionsmöglichkeiten der medizinisch induzierten Strahlenexposition im Hinblick auf besonders strahlensensible Organe im Untersuchungs- oder Behandlungsfeld
Bildgebung mit ionisierender Strahlung
- Digitale Volumentomographie (DVT) im Kopf-Hals-Bereich
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von Röntgenuntersuchungen einschließlich diagnostischer und funktioneller Computertomographie, Digitaler Subtraktionsangiographie und Fluoroskopie, davon
- Röntgennativdiagnostik (400)
- Myelographien (25)
- Katheterangiographien (100)
- CT Kopf (von Gehirn und Liquorräumen (500) und von Schädelbasis und Hals (500))
- CT von Wirbelsäule und Rückenmark (500)
- CT des muskuloskelettalen Systems (200)
- CT-Angiographien (200)
- Erstellung und Anwendung von CT-Untersuchungsprotokollen für neuroradiologische Fragestellungen und CT-Verfahren einschließlich der Wahl der geeigneten Kontrastmittel
- Untersuchungstechnik der angiographischen Verfahren der supraaortalen, kraniellen und spinalen Gefäße auch mittels Rotationstechnik und Volumen-CT
Magnetresonanztomographie
- Grundlagen der MR-Spektroskopie in der Neuroradiologie
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von Magnetresonanztomographien bei neuroradiologischen Fragestellungen einschließlich Datennachverarbeitung und Auswertung diagnostischer, dynamischer, funktioneller und spektroskopischer MRT-Verfahren, davon
- Gehirn und Liquorräume (500)
- Schädel und Hals (500)
- Wirbelsäule und Rückenmark (500)
- muskuloskelettales System (300)
- MRT-Angiographien (200)
- Erstellung und Anwendung von MRT-Untersuchungsprotokollen für neuroradiologische Fragestellungen und MRT-Verfahren einschließlich der Wahl der geeigneten Kontrastmittel
Sonographie
- Ultraschalluntersuchungen einschließlich Doppler-/ Duplex- Untersuchungen der extrakraniellen hirnversorgenden und intrakraniellen Gefäße einschließlich der Anwendung von Kontrastmitteln
- Interventionelle Neuroradiologie/bildgeführte minimal-invasive Therapie
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von interventionellen neuroradiologischen Verfahren einschließlich Begleittherapie und Maßnahmen der Nachsorge (50), davon:
- rekanalisierende Eingriffe, z. B. mechanische Thrombektomie, intraarterielle Lyse, PTA, Stent (10)
- gefäßverschließende Eingriffe, z. B. Embolisation, Coiling (10)
- perkutane Therapie oder Biopsie bei Gefäßmissbildungen, Tumoren oder bei Schmerzzuständen (10)
- Indikationen und Technik der Vertebroplastie
Prüfung und Abschluss der Weiterbildung Neuroradiologie
Sind die Leistungszahlen mittels Logbuch vollständig dokumentiert, kann die Anmeldung zur Prüfung bei der zuständigen Ärztekammer beantragt werden. Der Prüfungstermin findet im Zeitrahmen von sechs Monaten nach Zulassung statt. Die Prüfungsdauer beträgt mindestens 30 Minuten und kann praktische und/oder theoretische Anforderungen beinhalten.
Logbuch
Die Schwerpunktweiterbildung Neuroradiologie wird anhand des Logbuchs dokumentiert. In diesem wird der Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten laut Weiterbildungsordnung in den verschiedenen Bereichen dokumentiert.
Das Logbuch ist also eine Art Ausbildungsberichtsheft. Die Inhalte bzw. die Beherrschung der eingetragenen Fertigkeiten werden vom weiterbildungsverantwortlichen Arzt/ der Ärztin durch Unterschrift bestätigt.
Mittlerweile bieten die Kammern das Logbuch in digitaler Version an (eLogbuch).
Karrieremöglichkeiten und Gehaltsperspektiven als Neuroradiologe/-in
Mit Fort- und Weiterbildungen steigt die Chance auf Führungspositionen
Damit steigen auch die Gehälter. Das Facharzt-Gehalt ist wie schon bei Assistenzärzten/-innen über Tarifverträge für Ärzte/innen festgelegt. Das durchschnittliche Gehalt für Ärzte/-innen mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie beträgt 96.600 EUR. Es handelt sich hierbei um den Mittelwert der Gehälter, die für diese Position in der Regel gezahlt werden. Der mögliche Gehaltsrahmen liegt zwischen 83.000 EUR und 107.600 EUR. Das bedeutet, dass einige Mediziner/innen mit dem Schwerpunkt Neuroradiologie ein Gehalt von 83.000 EUR verdienen können, während andere bis zu 107.600 EUR verdienen können.
Häufige Fragen
- Was ist der Schwerpunkt Neuroradiologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Neuroradiologe/-in?
- Wie lange dauert die Weiterbildung im Schwerpunkt Neuroradiologie?
Die Neuroradiologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich auf die Bildgebung des Nervensystems spezialisiert hat. Hierzu zählen insbesondere das Gehirn, das Rückenmark sowie die peripheren Nerven. Der Schwerpunkt der Neuroradiologie liegt also auf der Diagnostik von Erkrankungen und Verletzungen des Nervensystems mithilfe von bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Computertomographie (CT).
Um unter der Bezeichnung Neuroradiologe/-in arbeiten zu können, müssen Ärzte/-innen eine spezielle Schwerpunkt-Weiterbildung absolvieren, die in der Regel drei Jahre dauert und aus praktischen und theoretischen Modulen besteht. Diese baut zwingend auf der Facharztausbildung Radiologie auf.
Die Dauer der Zusatzweiterbildung im Schwerpunkt Neuroradiologie beträgt laut der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer 2 Jahre.
- Bundesärztekammer, (Muster-) Weiterbildungsverordnung, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum 15.11.2023)
- Bundesärztekammer, Ärztestatistik 2022, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum 15.11.2023)