Die Schwerpunkt-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Radiologie vermittelt Ärzten/-innen spezifisches Wissen und Fähigkeiten zur Diagnostik und Behandlung von radiologischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Ein Fokus liegt auf den Prinzipien kindgerechter Untersuchungen und den verschiedenen Möglichkeiten der Sedierung, Narkose sowie Überwachung. Ärzte/innen lernen, wie sie Kindern und Jugendlichen sowie deren Sorgeberechtigten eine angemessene Aufklärung und situationsgerechte Kommunikation in Bezug auf bildgebende Verfahren und interventionelle bildgestützte Verfahren bieten können. Dies umfasst auch die Befundmitteilung.
Inhaltsverzeichnis
Schwerpunkt-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Radiologie im Überblick
- Anzahl der Ärzte/-innen mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie: In Deutschland gibt es weniger als 1.000 Fachärzte/-innen im Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie.
- Geschlechterverteilung: Das Fachgebiet der Kinder- und Jugend-Radiologie ist besonders bei Ärztinnen beliebt. Rund 60 Prozent der Fachärzte/-innen mit diesem Schwerpunkt sind weiblich.
- Dauer: Die Dauer der Weiterbildung im Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie umfasst 24 Monate.
Das Fachgebiet Kinder- und Jugend-Radiologie
Die Kinder- und Jugendradiologie stellt eine faszinierende Verbindung zwischen radiologischer Bildgebung und einem breiten Spektrum pädiatrischer Fachgebiete dar. Ein besonderes Merkmal der Kinderradiologie ist der intensive Kontakt zu den jungen Patienten/-innen. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Familien können Ärzte/-innen einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der jungen Patienten/-innen nehmen. Die Kinderradiologie bietet somit eine einzigartige Möglichkeit, das Leben der Kinder und ihrer Familien zu verbessern und ihnen bei der Bewältigung ihrer Gesundheitsprobleme zu helfen.
Die Fachdisziplin der Kinderradiologie konzentriert sich dabei auf die radiologische Diagnostik und deckt dabei ein breites Spektrum bildgebender Verfahren ab, darunter Sonographie, Kernspintomographie und Computertomographie. Während bei erwachsenen Patienten in der Krebsdiagnostik und bei bestimmten Fragestellungen im Zusammenhang mit Gehirnerkrankungen gerne eine Kombination von PET-Untersuchungen und Computertomographie (CT) verwendet wird, ist diese PET/CT-Kombination bei Kindern eher selten. Der Grund dafür liegt in der erheblichen Strahlenbelastung. Dennoch besteht auch in der Kinderheilkunde Bedarf an einer kombinierten Untersuchungsmethode, die sowohl die detaillierte Darstellung der Anatomie ermöglicht als auch den Zellstoffwechsel auf molekularer Ebene abbilden kann. Die Lösung lag in der Entwicklung der PET/MRT.
Heutzutage ist es möglich, den gesamten Körper eines Kindes, zum Beispiel bei einer Krebserkrankung, mit der PET/MRT zu untersuchen und dabei weniger als ein Zehntel der Strahlendosis zu verwenden, die bei einer herkömmlichen PET/CT anfallen würde.
Voraussetzungen und Dauer der Schwerpunkt-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Radiologie
Um die Ausbildung zum Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie absolvieren zu können, ist ein abgeschlossenes Medizinstudium eine grundlegende Voraussetzung. Im Anschluss daran muss die Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Radiologie erfolgen. Radiologen/-innen mit Approbation können die Schwerpunkt-Weiterbildung beginnen. Diese dauert 24 Monate.
Inhalte der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Radiologie
Die Schwerpunkt-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Radiologie umfasst Kognitive und Methodenkompetenzen (theoretische Kenntnisse) sowie Handlungskompetenzen (praktische Erfahrungen und Fertigkeiten). Die folgenden Inhalte orientieren sich an der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer. Die zuständigen Landesärztekammern nehmen dies als Orientierung, sind aber nicht daran gebunden. Es kann daher zu Abweichungen kommen.
Übergreifende Inhalte der Schwerpunkt-Weiterbildung Kinder- und Jugendradiologie
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Prinzipien kindgerechter Untersuchungen einschließlich verschiedener Möglichkeiten von Sedierung, Narkose und Überwachung
- Auswahl und vergleichende Bewertung der Aussagekraft bildgebender Verfahren bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen unter Berücksichtigung des Strahlenschutzes und Beratung im Rahmen der interdisziplinären Therapieentscheidung
Handlungskompetenzen
- Aufklärung und situationsgerechte Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen und deren Sorgeberechtigten für bildgebende Untersuchungen und interventionelle bildgestützte Verfahren einschließlich der Befundmitteilung
- Vorbereitung und Durchführung von kinderradiologischen Demonstrationen, interdisziplinären Konferenzen einschließlich Tumorkonferenzen bei Kindern und Jugendlichen (Richtwert: 50)
Technik, Strahlenschutz und Kontrastmittel
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Besonderheiten in der Stellung der rechtfertigenden Indikation, Technik und Anwendung aller radiologischen und interventionellen bildgestützten Verfahren bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und
Jugendlichen - Umgang mit Kontrastmitteln unter Berücksichtigung von Kontraindikationen in der Schwangerschaft
Handlungskompetenzen
- Indikationsgerechte Auswahl, Dosierung und Risikominimierung beim Einsatz von Kontrastmitteln unter Berücksichtigung der Pharmakokinetik bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei Früh- und Neugeborenen
Grundlagen und Spezifika kinderradiologischer Diagnostik
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Anatomie und altersphysiologische Entwicklung, Varianten und Abweichungen ohne Krankheitswert bei Feten, Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen
- Angeborene und erworbene Erkrankungen bei Feten, Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen, deren Diagnostik und Differentialdiagnostik, z. B. Fehlbildungen, Erkrankungen von Früh- und Neugeborenen, Traumaklassifikationen, Tumorerkrankungen sowie Wertung, posttherapeutischer Veränderungen
- Prinzipien der forensischen Bildgebung sowie des Vorgehens bei Verdacht auf Kindesmisshandlung und bei Fehlbildungssyndromen (Dysplasie-Status)
Handlungskompetenzen
- Bestimmung der Knochenreife und Berechnung der prospektiven Endgröße
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung des Skelettstatus und der weiterführenden Diagnostik bei Verdacht auf Kindesmisshandlung einschließlich der Beurteilung von Zufallsbefunden
Notfälle
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Reanimationstechniken bei Neugeborenen und Säuglingen, Kindern und Jugendlichen
Handlungskompetenzen
- Erstmaßnahmen bei kontrastmittelassoziierten Komplikationen, z. B. anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen bei Kindern und Jugendlichen
- Radiologische Untersuchungen von Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen mit akuten und/oder lebensbedrohlichen Erkrankungen, Traumata sowie bei Intensivpatienten/-innen
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von interventionellen bildgestützten Verfahren in Notfallsituationen bei Kindern und Jugendlichen, z. B. Desinvagination
Sonographie
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Ultraschallsonden, B-Bildsonographie, Doppler- und Farbdopplersonographie, Frequenzspektrumanalyse und typische Artefakte bei Früh- und Neugeborenen sowie Kindern und Jugendlichen
- Berücksichtigung biologischer Effekte des Ultraschalls, insbesondere bei Frühgeborenen
- Prinzipien des Kontrastmittelultraschalls und des quantitativen Ultraschalls bei Kindern und Jugendlichen
Handlungskompetenzen
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von Ultraschalluntersuchungen aller Körperregionen bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen, z. B. Doppler/Duplexsonographie von Arterien und Venen, transfontanelläre und transkranielle Sonographie sowie Sonographie von Weichteilen und Bewegungsapparat einschließlich der Säuglingshüfte (Richtwert: 1.000)
- Indikationsstellung zur Echokardiographie
Ionisierende Verfahren
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Besonderheiten der Strahlenbiologie und Strahlenphysik bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen
- Indikationen und Technik der Digitalen Volumentomographie (DVT) bei Kindern und Jugendlichen
- Indikationen und Technik der radiographischen Osteodensitometrie bei Kindern und Jugendlichen
Handlungskompetenzen
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von Radiographie-, Fluoroskopie- und CT-Untersuchungen aller Körperregionen bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen (Richtwert: 1.500)
- Erstellung und Anwendung von altersabhängigen Untersuchungsprotokollen aller Körperregionen bei Untersuchungen mit ionisierender Strahlung im Kindes- und Jugendalter
Magnetresonanztomographie
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- MRT-Untersuchungen des Fetus
Handlungskompetenzen
- Indikation, Durchführung und Befunderstellung von MRT-Untersuchungen aller Körperregionen bei Kindern und Jugendlichen (Richtwert: 500)
- Erstellung und Anwendung von altersabhängigen MR-Untersuchungsprotokollen für alle Körperregionen und MR-Verfahren einschließlich geeigneter Kontrastmittel sowie untersuchungstypische Techniken bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen
Interventionelle und minimal invasive bildgestützte Verfahren
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Prinzipien, Indikationen und Komplikationen bei Interventionen bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen
Handlungskompetenzen
- interventionelle und minimal invasive bildgestützte Verfahren
- Prinzipien, Indikationen und Komplikationen bei Interventionen bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen
Nuklearmedizinische Verfahren
Kongitive und Methoden-Kompetenzen
- Prinzipien nuklearmedizinischer Untersuchungsverfahren bei Kindern und Jugendlichen
Handlungskompetenzen
- Interdisziplinäre Indikationsstellung für Hybridverfahren, z. B. Positronenemissionstomographie (PET)-CT, Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT), PET-MRT bei Kindern und Jugendlichen
Schwerpunktprüfung und Abschluss der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Radiologie
Die Weiterbildung im Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie schließt mit einer Prüfung ab. In dieser werden die Kenntnisse zu den Untersuchungsverfahren der Kinderradiologie, typische Krankheitsbilder und diagnostische Vorgehensweisen geprüft. Die Rahmenbedingungen werden von der zuständigen Landesärztekammer festgelegt. Die Prüfung kann praktisch oder theoretisch erfolgen und dauert mindestens 30 Minuten vor einem Prüfungsausschuss.
Anmeldung nur mit vollständigem Logbuch
Das Logbuch dient der Dokumentation der Weiterbildung gemäß den Bestimmungen der Weiterbildungsordnung der Ärztekammer. Es enthält vorgegebene Weiterbildungsinhalte, die erfüllt werden müssen, sowie Richtzahlen, die als Mindestanforderungen gelten. Ärzte/-innen tragen die persönlich erbrachten Leistungen ein, die von befugten Verantwortlichen für die Weiterbildung bestätigt werden. Das Logbuch umfasst auch eine Chronologie der Weiterbildungszeiten und allgemeine Inhalte der Weiterbildung, etwa die Anzahl der durchgeführten Sonografien.
Karriere und Gehalt als Kinder- und Jugend-Radiologe/-in
Aufgrund eines anhaltenden Mangels an Fachkräften in der Kinderradiologie gibt es derzeit eine Vielzahl von offenen Stellen in diesem Bereich. Nach Abschluss der Schwerpunktweiterbildung eröffnen sich gute Karriereaussichten, einschließlich der Möglichkeit, eine leitende Position in einem radiologischen Arbeitsbereich zu übernehmen:
Fortbildungen und Weiterbildungen erleichtern den Zugang zu Oberarzt-Stellen und Chefarzt-Positionen. Damit steigt auch das Gehalt. Als Fachärzte/innen verdienen Kinder- und Jugend-Radiologen/-innen ab ca. 78.000 Euro jährlich. Das Oberarzt-Gehalt ist höher. Ein Chefarzt-Gehalt lässt sich meist außertariflich verhandeln.
Häufige Fragen
- Was ist der Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie?
- Wie erhält man die Bezeichnung Kinder- und Jugend-Radiologe/-in?
- Wie lange dauert die Weiterbildung im Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Radiologie?
Die Kinderradiologie verbindet radiologische Bildgebung mit pädiatrischen Fachgebieten. Intensiver Kontakt zu jungen Patienten/-innen und Zusammenarbeit mit Familien ermöglichen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden. Die Fachdisziplin umfasst verschiedene bildgebende Verfahren wie Sonographie, MRT und CT. Ein PET/MRT bietet eine strahlungsarme Alternative zur Krebsdiagnostik bei Kindern.
Die Weiterbildung zum Schwerpunkt wird für Mediziner/innen mit einer Facharztausbildung im Bereich der Radiologie angeboten. Ärzte/-innen absolvieren dazu 60 Monate lang entsprechende praktische Einheiten in der Ausbildung bei Praxen oder Zentren. Die Schwerpunktweiterbildung baut darauf auf.
Die Schwerpunkt-Weiterbildung umfasst 24 Monate.
- Bundesärztekammer, (Muster-) Weiterbildungsverordnung, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum 15.11.2023)
- Bundesärztekammer, Ärztestatistik 2022, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum 15.11.2023)