Nachdem man die ärztliche Approbation in der Tasche hat und nun endlich die Zusage für die erste Assistenzarztstelle erhalten hat, kann der Weg ins Berufsleben beginnen. Doch aller Anfang ist schwer. Wie werden mich die Kollegen aufnehmen? Was erwartet mich an meinem neuen Arbeitsplatz? Wie verhalte ich mich korrekt im Umgang mit Patienten und deren Angehörigen?
Inhaltsverzeichnis
Diese und viele weitere Fragen beschäftigen frisch gebackene Assistenzärztinnen und Assistenzärzte vor ihrem ersten Arbeitstag in der Klinik. Mit der richtigen Vorbereitung kann man sich den Berufseinstieg leichter machen.
Der folgende Artikel fasst die wichtigsten Tipps für einen reibungslosen Karrierestart in der Klinik zusammen.
Das erste Auftreten im neuen Kollegium
Der erste Arbeitstag ist mit Nervosität verbunden, denn man möchte einen guten Eindruck bei den Kollegen hinterlassen. Am ersten Arbeitstag wird man üblicherweise in der Frühbesprechung den Assistenzarztkollegen und den Oberärzten der Klinik durch den Chefarzt vorgestellt. Wer offen auf das neue Kollegium zugeht, sich im Anschluss nochmals persönlich bei jedem Einzelnen vorstellt und Freude an der neuen Aufgabe signalisiert, kann nichts falsch machen. Für gewöhnlich wird jedem Assistenzart im ersten Jahr ein Tutor zugeteilt, welcher wichtige Informationen zur Einarbeitung vermittelt. Von dem Wissen der erfahreneren Kollegen kann man somit bereits in den ersten Wochen maßgeblich profitieren und hat einen konkreten Ansprechpartner bei allen aufkommenden Fragen und Problemstellungen.
Digitale Hilfsmittel zur Vereinfachung des Klinikalltags
Die Behandlung von Patienten setzt das im Studium erworbene Fachwissen voraus. Dennoch wird man in den ersten Wochen als Arzt nicht gleich alle korrekten Dosierungen von Medikamenten, die in der Klinik geltenden Therapieschemata oder die allgemein geltenden Behandlungsleitlinien kennen. Es ist daher hilfreich ein Arzneimittellexikon in der Kitteltasche mitzuführen und sich einen eigenen Ordner mit den Therapiestandards der in der jeweiligen Klinik behandelten Krankheiten zu erstellen. Darüber hinaus können auch digitale Anwendungen den Klinikalltag erleichtern. Arzneimittelrichtlinien sind mittlerweile auch in Apps für das Mobiltelefon erhältlich.
So kommunizieren Sie richtig mit Patienten und deren Angehörigen
Im Umgang mit Patienten und deren Angehörigen ist die richtige Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Ärzte müssen mit Patienten bei der ärztlichen Erstvorstellung, im Rahmen der täglichen Visiten aber auch bei der Überbringung von lebensentscheidenden Diagnosen und mit Angehörigen schlimmstenfalls bei der Übermittelung einer Todesnachricht in den Dialog treten. Es ist wichtig, ein Gespür für die passenden Worte zu haben und eine Atmosphäre zu schaffen in der sich alle Beteiligten wohl fühlen. Da ein Gespräch auf (fachlicher) Augenhöhe in den meisten Fällen nicht möglich ist, sollte der Arzt die führende Rolle im Gespräch übernehmen und Patienten und deren Angehörigen Raum für Fragen und Unsicherheiten lassen.
Wichtigkeit der Dokumentation
Im ärztlichen Beruf spielt die Dokumentation eine entscheidende Rolle. Bereits in den ersten Tagen wird man vermutlich von Kollegen darauf hingewiesen, dass Visitenabläufe, Medikamentenverordnungen, Therapieumstellungen oder auch Gespräche mit Angehörigen nur dann Gültigkeit haben, wenn diese in schriftlicher Form in der Patientenakte hinterlegt sind. Einfachheitshalber werden häufig „harmlosere“ Medikamente kurzfristig auf Zuruf verordnet, jedoch haben sowohl Ärzte als auch Pflegekräfte im Falle von Komplikationen keinerlei rechtliche Absicherung, wenn keine schriftliche Dokumentation vorliegt. Die Dokumentation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wenn die Betreuung von Patienten bei Schichtwechsel in die Hände eines anderen Kollegen fällt.
Der korrekte Umgang mit ärztlichen Kollegen
Von erfahrenen Kollegen können insbesondere Berufsanfänger profitieren. Sie sind bereits in Kenntnis der klinikinternen Abläufe, können bei bürokratischen Fragestellungen Hilfestellung geben und leiten – gerade in chirurgischen Fachbereichen – operative Eingriffe an. Ein kollegiales Miteinander kann den Klinikalltag erleichtern. Es sollte darauf geachtet werden, dass die anfallende Arbeit und unbeliebte Dienste gerecht aufgeteilt werden. Gerade nach Stellenantritt sollte man jedoch nicht mit der Tür ins Haus fallen und direkt besondere Urlaubsansprüche geltend machen oder Einsatzpläne kritisieren.
Der korrekte Umgang mit dem Pflegepersonal
Auf den Bettenstationen, der Intensivstation aber auch in der Ambulanz arbeiten neben dem ärztlichen Personal auch Pflegekräfte. Diese bilden einen eigenen Berufszweig mit eigener hierarchischer Struktur. Die Ärzte und das Pflegepersonal sind jedoch gemeinsam für die Versorgung der Patienten zuständig. Die Pflegekräfte arbeiten täglich eng an und mit den Patienten, sodass es auch gerade zu Beginn der ärztlichen Karriere hilfreich ist, das erfahrene Pflegepersonal um Rat zu fragen und bestimmte Vorschläge wertschätzend anzunehmen. Ein freundliches Miteinander trägt in der Regel dazu bei, dass das Pflegepersonal delegierte Aufgaben gerne übernimmt.
Die richtige Strukturierung der Stationsarbeit
Die Arbeit auf der Station gehört zum Alltag eines Assistenzarztes. Sie beginnt mit der morgendlichen Patientenvisite. Hierbei wird der Behandlungsverlauf mit den Oberärzten, dem Pflegepersonal und üblicherweise einmal pro Woche mit dem Chefarzt besprochen. Der Assistenzarzt stellt den Patienten vor und die weitere Vorgehensweise wird besprochen. Um den Überblick zu behalten, sollte man eine Liste mit den Patientendaten, den Laborwerten und den aktuell geplanten Maßnahmen erstellen. In der Visite besprochene Punkte sollten sofort notiert und verordnet werden. Bestimmte Aufgaben wie Blutentnahmen, die Verabreichung von (bestimmten) Medikamenten oder Verbandswechsel können auch an das Pflegepersonal delegiert werden, so bleibt mehr Zeit für konkret ärztliche Tätigkeiten. Da jeder Patient bei der Entlassung einen Arztbrief erhält und dieser je nach Dauer des Krankenhausaufenthaltes sehr lang ausfallen kann, sollte man diesen bereits am Aufnahmetag anlegen und täglich um den aktuellen Verlauf erweitern.
Tipps für die Patientensprechstunde
Zu den ärztlichen Tätigkeiten gehört auch die Patientenbetreuung in der Sprechstunde. Hier werden beispielsweise (postoperative) Kontrollen vorgenommen oder Wundverläufe bewertet. Assistenzärzte führen die Anamneseerhebung und Untersuchung üblicherweise zunächst selbstständig durch, berichten dann einem Vorgesetzten, sodass gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprochen werden kann. Man muss demnach keine Sorge haben, sofort eigenständig Entscheidungen treffen zu müssen. Um ideal auf die Sprechstundentätigkeit vorbereitet zu sein, sollte man bereits im Vorfeld die Patientenakten lesen. Häufig bringen Patienten ihre Angehörigen mit zur Sprechstunde, insbesondere wenn sie nicht allein mobil sind. Angehörige müssen nicht zwingend an der Sprechstunde teilnehmen. Wenn der Patient eine Teilnahme von Angehörigen nicht wünscht, muss dieser Wunsch unbedingt berücksichtigt werden.
Der erste (Nacht-)Dienst
Auch das Ableisten von Diensten gehört zur ärztlichen Tätigkeit. Nach Berufseinstieg werden Ärzte normalerweise zunächst für Spätdienste oder Dienste auf der Notfallstation eingeteilt. Erst zu einem späteren Zeitpunkt werden Nachtdienste geplant. Im Vorfeld an einen (Nacht-)Dienst sollte man sich frühzeitig informieren, welcher Oberarzt im Hintergrunddienst tätig ist und bei Nachfragen kontaktiert werden kann. Die Übergabe der aktuell zu betreuenden Patienten ist wichtiger Bestandteil eines Dienstes. Um den vorherigen Kollegen zu entlasten, sollten noch ausstehende Aufgaben kollegialerweise vom neuen diensthabenden Arzt übernommen werden.