Die Doktorarbeit ist fertig gestellt, die letzte Klausur bestanden, das Medizinstudium ist abgeschlossen. Du stehst kurz vor Deinem ersten Jobeinstieg als Assistenzarzt? Damit ist sowohl mehr Freiheit, aber auch mehr Verantwortung verbunden. Daher solltest Du auf einen ausreichenden Versicherungsschutz achten, der Dich vor den größten existenzbedrohenden Risiken schützt, ohne Dich dabei finanziell zu überlasten. Wir möchten Euch einen Überblick geben, welche Risiken schon beim Einstieg als Assistenzarzt abgesichert werden können oder sollten.
Inhaltsverzeichnis
Krankenversicherung: Gesetzliche und Private KV
Die wichtigste Versicherung ist die Krankenversicherung. Diese ist in Deutschland obligatorisch und gesetzlich vorgeschrieben.
Es wird unterschieden zwischen gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV), welche alternativ zur GKV ab einem Bruttoeinkommen von 69.300 Euro pro Jahr gewählt werden kann (Stand: 21.08.2024).
Die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen hat sich von 1970 mit 1815 Krankenkassen bis in das Jahre 2024 mit nur noch 95 Krankenkassen stark reduziert (Stand: 01. Januar 2024). Private Krankenkassen gibt es insgesamt 42 im Jahr 2024.
Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung beträgt 2024 in Deutschland 14,6 %, von dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils die Hälfte tragen. Dabei ist zu beachten, dass die Krankenkassen vom Arbeitnehmer Zusatzbeiträge verlangen (zwischen 0,9 % und 1,7 %), wodurch noch weitere Kosten entstehen. Außerdem sollte man die Zusatzleistungen beachten. So zahlen bestimmte Krankenkassen Zuschüsse zu Sehhilfen oder Fitnesskursen.
Wenn Du die Wahlmöglichkeit zum Wechsel in die PKV hast, solltest Du Dich ausführlich über die unterschiedlichen Leistungen der jeweiligen Tarife informieren. Die Beiträge in der PKV orientieren sich im Gegensatz zur GKV nicht am Gehalt, sondern am Eintrittsalter. Für Mediziner gibt es spezielle rabattierte Tarife.
In unserem Info-Artikel findet Ihr alle wichtigen Unterschiede zwischen der Gesetzlichen und Privaten Krankenversicherung: GKV vs PKV
Haftpflichtversicherung und Berufshaftpflichtversicherung
Neben der Krankenversicherung ist die Haftpflichtversicherung ein wichtiger Bestandteil der Risikovorbeugung. Während bisher die Eltern für Euch gehaftet haben, ist dies nach dem Berufseinstieg als Assistenzarzt nicht mehr der Fall.
Die private Haftpflichtversicherung haftet für Personen- und Sachschäden, die man anderen Menschen im privaten Umfeld zufügt.
Wichtig ist aber gerade im medizinischen Umfeld auch die Berufshaftpflichtversicherung. Hier seid Ihr in der Regel bereits über die Klinik oder Praxis, in der Ihr arbeitet, ausreichend abgesichert. Für das sogenannte Restrisiko ist eine Berufshaftpflichtversicherung nötig (Erste-Hilfe-Leistungen, Behandlungen im Freundes-Bekanntenkreis), da meist kein Versicherungsschutz über den Arbeitgeber besteht.
Was genau eine private Haftpflicht und eine Berufshaftpflichtversicherung absichert und ab wann eine Berufshaftpflicht Sinn macht, findet Ihr im dazugehörigen Artikel: Berufshaftpflichtversicherung für Ärzte
Rechtsschutzversicherung für Ärzte
Durch unterschiedlich mögliche Bausteine einer Rechtsschutzversicherung können Ärzte Streitigkeiten in vielen Belangen absichern.
Eine Rechtsschutzversicherung ist eine sinnvolle Ergänzung zur privaten Haftpflicht und zur Berufshaftpflicht. Vor allem wenn man sich als Arzt niederlassen will ist eine Strafrechtschutz oder ein Forderungsmanagement im Rahmen einer Rechtsschutzversicherung sinnvoll. Damit wappnet man sich für beispielsweise den Fall, dass Patienten oder Krankenkassen den Rechnungen nicht nachkommen oder es zu Schadensersatzforderungen deinerseits oder Deiner Patienten kommt.
Im Info-Artikel über die Rechtsschutzversicherung grenzen wir diese Versicherung von den Haftpflichtversicherungen ab und geben Beispiele wann diese greift. Alle Infos gibt es im Artikel zur Rechtsschutzversicherung.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt eine vereinbarte monatliche Rente, wenn Ihr Euren gelernten Beruf als Arzt nicht mehr voll oder nur noch teilweise ausüben könnt.
Ob dies aufgrund eines Unfalls oder eine Erkrankung passiert, spielt dabei keine Rolle. Ohne Absicherung droht hier der finanzielle Absturz, da Ihr über Euer zuständiges ärztliches Versorgungswerk erst bei vollständiger Berufsunfähigkeit und Aufgabe der ärztlichen Tätigkeit eine Leistung erhaltet.
Ab wann eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sinnvoll ist und auf was man unbedingt bei dem Abschluss einer BU achten muss, erläutern wir ausführlich in einem separaten Info-Artikel. Lest mehr darüber im große BU-Check: Berufsunfähigkeitsversicherung Ärzte.
Rentenversicherung / Ärztliches Versorgungswerk
In Deutschland gibt es eine “3 Säulen Alterssicherung”, bestehend aus der Regelsicherung aus der berufsständigen Versorgung wie der Deutschen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersvorsorge und Zusatzversorgungen wie Versicherungen und der ergänzenden Alterssicherung wie eine Lebensversicherung und das ärztliche Versorgungswerk.
Als Assistenzarzt ist man grundsätzlich pflichtversichert in der Rentenversicherung und dem ärztlichen Versorgungswerk. Warum es jedoch Sinn machen kann sich gerade von der Deutschen Rentenversicherung befreien zu lassen, erläutern wir mit Vor- und Nachteilen im Info-Artikel: Rentenversicherung Ärzte / Ärztliches Versorgungswerk.
Unfallversicherung
Eine Unfallversicherung sichert für den Fall von schweren Unfällen mit bleibenden Behinderungen und Schäden ab. Oft werden die Leistungen mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung verwechselt. Unfall oder Krankheit ist die grundlegende Frage.
Welche die wichtigsten Kriterien einer Unfallversicherung inklusive einer Beispielrechnung für die Schadenssumme – die sogenannte Grundinvaliditätssumme und die Vollinvaliditätssumme – beleuchten wir in unserem Info-Artikel: Unfallversicherung Arzt
Auslandskrankenversicherung
Nicht nur für die vielen Mediziner, die es während dem Studium immer häufiger für Studienaufenthalte im Rahmen der Famulatur oder des PJ ins Ausland zieht, ist eine Auslandskrankenversicherung interessant, wenn nicht sogar unbedingt nötig. Auch für die private Reise und den Urlaub innerhalb oder außerhalb Europas macht eine Auslandskrankenversicherung Sinn. Vor allen Dingen weil eine private Auslandskrankenversicherung nur wenige Euro im Jahr kostet, dafür jedoch sehr viele Absicherungen wie Kostenerstattung und Rücktransporte beinhaltet.
Nicht nur alle Infos rund um die Auslandskrankenversicherung, sondern auch eine Liste von Auslandserfahrungsberichten von anderen Medizinstudenten findet Ihr in unserem Info-Artikel: Auslandskrankenversicherung: Auslandsabsicherung für Medizinstudenten und Ärzte
Welche Arzt Versicherungen sind also nötig?
Mit der Krankenversicherung, (Berufs)Haftpflichtversicherung und der Berufsunfähigkeitsversicherung seid Ihr grundsätzlich ausreichend gegen die wichtigsten existenzbedrohenden Risiken abgesichert. Weitere Versicherungen können sinnvoll sein, jedoch sollte man genau abwägen, ob man die Versicherung wirklich braucht und ob man sich die finanzielle monatliche Belastung erlauben kann. Kostengünstige Auslandskrankenversicherungen, die nur wenige Euro im Jahr kosten, sind natürlich nur für Reisende interessant, für diese jedoch aufgrund des Tarifes mehr als ratsam.
Eine umfassende Übersicht zu allen wichtigen Versicherungen für Ärzte gibt es auch in unserem Whitepaper:
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