Viel beruflicher Stress, lange Arbeitszeiten und Druck durch das Gesundheitssystem ...
Dass deutsche Ärzte in nicht unbeträchtlichen Zahlen das Land verlassen, um anderswo als Arzt im Ausland ihr berufliches Glück zu suchen, ist keine Neuigkeit. Egal, ob europäische Nachbarstaaten oder sogar Übersee: Wetter, Arbeitsbedingungen und Gehalt sind die top Pull-Faktoren, warum Ärzte Deutschland verlassen. Doch kann man mit einer deutschen Approbation im Ausland einfach durchstarten? Im folgenden Artikel gibt es alle wichtigen Informationen dazu, bürokratische Hürden und die beliebtesten Länder für deutsche Mediziner.
Tausende Ärzte bereits ins Ausland ausgewandert
Jedes Jahr verlassen rund 2.000 Ärzte Deutschland, um ihre erworbenen medizinischen Fähigkeiten anderswo auf der Welt einzusetzen. Laut der aktuellsten Ärztestatistik der Bundesärztekammer haben die Zahlen nach einem Knick während der Corona-Pandemie wieder deutlich angezogen:
Vor allem der Sprung von 2021 zum Folgejahr ist bemerkenswert: 2022 haben rund 20 Prozent mehr Mediziner dem deutschen Gesundheitswesen den Rücken zugekehrt.
Der Großteil, genauer gesagt knapp die Hälfte aller Auswanderer, bleibt jedoch immerhin im Europäischen Raum. Hierbei sind vor allem die beiden deutschsprachigen Länder Österreich und Schweiz sehr beliebt. Doch viele lassen sich auch nicht von einer Sprachbarriere aufhalten und brechen als gestandene Ärzte auf in die USA (Platz 1 außerhalb EU), nach Asien oder sogar Südamerika.
Während die Schweiz und USA deutlich bessere Gehälter zu bieten haben, locken Länder wie Spanien und Italien mit angenehmerem Klima. Doch auch humanitäre Gründe können die Ärzte zum Auswandern bewegen, vor allem, wenn es nach Afrika, Südamerika oder Asien geht.
Weiterhin interessant: 989 der 2022 ausgewanderten Ärzte besitzt keine deutsche Staatsbürgerschaft. Dementsprechend absolvieren also viele lediglich ihr Studium in Deutschland und kehren eventuell anschließend wieder in ihr Heimatland zurück.
Bürokratisches: Anerkennung, Weiterbildung und Niederlassung im Ausland
Im europäischen Raum ist die Anerkennung von Approbation und Facharzttitel einheitlich geregelt. Außerhalb der EU ist dies allerdings immer eine Einzelfallentscheidung. In der Regel muss das ärztliche Examen des Ziellandes in der Landessprache nachgeholt werden. Eventuell sind sogar zusätzliche Sprachtests notwendig. Ratsam ist es daher immer, sich bei der Landesärztekammer vor Ort zu erkundigen, wie sich die Regularien und Richtlinien im Zielland gestalten. Darüber hinaus sollte man sich auf demselben Weg auch über die Anrechenbarkeit von absolvierten Weiterbildungen informieren.
Hinsichtlich der Niederlassung sind die Voraussetzungen von Land zu Land unterschiedlich. Während es beispielsweise in England und Holland keine niedergelassenen Fachärzte gibt, ist es in anderen Ländern Gang und Gäbe, dass man im Krankenhaus angestellt und gleichzeitig in seiner eigenen Privatpraxis tätig ist. Wichtig ist bei einer geplanten Niederlassung allgemein, dass man im Vorhinein Kenntnisse über das Land und sein spezifisches Gesundheitssystem einholt.
Als Arzt arbeiten in der Europäischen Union, EWR und Schweiz
Innerhalb der Europäischen Union ist die gegenseitige Anerkennung der ärztlichen Grundausbildung sowie der Facharztausbildung durch die Richtlinie 2005/35/EG geregelt. Sie ist in der Europäischen Union, dem gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie in der Schweiz gültig. Die Anerkennung eines europäischen Abschlusses dürfte dabei meist unproblematisch sein, sofern die Mindestanforderungen des Ziellandes erfüllt sind.
Automatisch wird etwa der Facharzttitel anerkannt, wenn:
- Dieser in Anhang V der Richtlinie für Deutschland und das Zielland gelistet ist.
- Die ärztliche Weiterbildung die Mindestanforderungen von Artikel 25 der Richtlinie erfüllt.
Die meisten ausgewanderte Ärzte bleiben im europäischen Raum (1734 von 2290). Hier sind die Top10 der beliebtesten Länder in Europa dargestellt:
Weitere Einblicke in die Arbeit als Arzt im Ausland – spezifische Ländervorstellungen EU
Als Arzt im Ausland in Drittstaaten tätig sein
Wenn Ärztinnen und Ärzte aus EU-Mitgliedsstaaten in außereuropäischen Staaten ärztlich tätig werden wollen, ist die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse immer eine Einzelfallentscheidung. In aller Regel muss das ärztliche Examen des Ziellands in der Landessprache nachgeholt werden. Außerdem werden Sprachnachweise oder sogar Sprachtests gefordert.
Erste Anlaufstelle für jegliche Informationen bezüglich Anerkennung ist daher immer die zuständige Regulierungsbehörde für den ärztlichen Beruf (Gesundheitsministerium, Medical Council) im Zielland.
Kehrt man von einem Auslandsaufenthalt in der Facharztweiterbildungszeit nach Deutschland zurück, muss ebenfalls die Landesärztekammer kontaktiert werden, um die Anrechenbarkeit zu prüfen. Weitere Informationen hierzu findet ihr auf der Homepage der Bundesärztekammer
Weitere Einblicke in die Arbeit als Arzt außerhalb der EU – spezifische Ländervorstellungen
Als Arzt in Krisengebieten helfen
Als fertiger Arzt kann man seine Fähigkeiten auch einsetzen, indem man hilfsbedürftigen Menschen in Krisengebieten hilft. Egal, ob in Kriegsgebieten, nach Naturkatastrophen oder inmitten von Not und Elend -die humanitäre Hilfe und das medizinische Know-How von Ärzten ist in vielen Regionen dieser Erde bitter nötig (und leider absolute Mangelware). Deswegen gibt es die Möglichkeit, über diverse internationale Hilfsorganisationen einige Wochen oder Monate in solchen Krisengebieten zu arbeiten. Nach dem Prinzip „Helfen und Schulen“ sollen die Menschen vor Ort fachkundig versorgt und gleichzeitig das lokale Gesundheitspersonal unterstützt und weitergebildet werden.
Weitere Einblicke gibt es in diesen Artikeln:
- Perspektiven bei internationalen Organisationen als Arzt?
- Ärzte ohne Grenzen: Medizinische Nothilfe
- Im Einsatz in Afrika gegen Ebola
Arzt im Ausland – Übersicht Gehalt pro Land
Während das Einstiegsgehalt in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch relativ hoch ist, kann man als erfahrener Arzt in anderen Ländern noch deutlich mehr verdienen als hierzulande.
Spitzenreiter sind in dieser Hinsicht vor allem die USA, Kanada und die Schweiz. Wahrscheinlich ein ausschlaggebender Grund dafür, warum es so viele Ärzte dorthin verschlägt.
Mehr dazu in der großen Übersicht:
Arzt Gehalt im Ausland: Wo verdient man am meisten?
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