
In Deutschland und auch international bietet das Gesundheitswesen neben der klassischen Arbeit in Krankenhäusern und Praxen zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten als Arzt bei sozialen Diensten und Verbänden. Diese stellen für Ärzte, die ihren Horizont über die medizinische Versorgung hinaus erweitern wollen, eine attraktive Option dar. Sie ermöglichen einen ganzheitlichen, oft präventiven Gesundheitsansatz. Die Tätigkeit in sozialen Diensten und Verbänden ermöglicht es Ärzten, neben medizinischen auch soziale Unterstützungen zu bieten. Sie setzen sich dabei intensiv mit den Lebenssituationen und Bedürfnissen der Menschen auseinander. Insbesondere in der Altenhilfe, der Betreuung behinderter Menschen, der Unterstützung von Geflüchteten und Migranten sowie in der Arbeit mit sozial benachteiligten Gruppen ist dies relevant.
Inhaltsverzeichnis
Die Arbeit in diesen spezialisierten Feldern führt oft zu hoher beruflicher Zufriedenheit bei Ärzten. Sie können ihr medizinisches Fachwissen in einem interdisziplinären Rahmen anwenden und erweitern, indem medizinische, soziale und ethische Aspekte eng miteinander verknüpft sind. Der Wert dieser Arbeit liegt nicht nur in der Betreuung einzelner Patienten, sondern auch darin, die soziale Gesundheit und das Wohlbefinden der Gemeinschaft positiv zu beeinflussen.
Was ist die Aufgabe Sozialer Verbände?
Soziale Verbände, wie etwa das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas, die Diakonie und die Arbeiterwohlfahrt, verfolgen gemeinnützige Ziele. Sie bieten dazu ein breites Spektrum an Dienstleistungen an, das von medizinischer Versorgung und Pflege bis zu umfassender sozialer Arbeit reicht. Ihre Hauptaufgabe ist es, Unterstützung und Hilfe anzubieten, wo das staatliche Sozialsystem nicht ausreicht oder spezielle gesellschaftliche Bedürfnisse bestehen. Ärzte, die in diesen Organisationen tätig sind, tragen wesentlich zur körperlichen und sozialen Gesundheit bei. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Implementierung neuer Konzepte zur Lösung gesellschaftlicher Probleme.
Für wen ist eine Karriere als Arzt bei sozialen Diensten und Verbänden interessant?
- Ärzte mit Interesse an Gesundheitsförderung und Prävention
- Ärzte mit sozialem Engagement
- Ärzte, die eine bessere Work-Life-Balance suchen
- Ärzte, die an Policy und Advocacy interessiert sind
Vor- und Nachteile ärztlicher Tätigkeit im sozialen Dienst
Vorteile im sozialen Dienst können sein:
- Diversifizierung der Karriere durch Erschließung neuer und abwechslungsreicher Arbeitsfelder
- Möglichkeit, auf Systemebene Veränderungen zu bewirken und einen direkten Einfluss auf die Gesundheitsversorgung und -politik zu haben
- Oft bessere Work-Life-Balance im Vergleich zu traditionellen ärztlichen Berufen
Mögliche Nachteile für Ärzte, die für soziale Dienste oder Verbände arbeiten:
- Die Bezahlung in sozialen Diensten und Verbänden kann geringer sein als in der Privatpraxis oder in bestimmten klinischen Spezialitäten.
- Weniger klinische Arbeit: Ärzte, die leidenschaftlich gerne direkt mit Patienten arbeiten, finden möglicherweise weniger Befriedigung in Rollen, die weitgehend administrativ oder forschungsorientiert sind.
- Arbeit in großen Organisationen oder Verbänden kann mit bürokratischen Herausforderungen verbunden sein, die einige Ärzte als einschränkend empfinden können.
Tätigkeitsbereiche als Arzt bei sozialen Diensten und Verbänden
Mögliche Arbeitgeber und Tätigkeitsfelder für Ärzte im sozialen Dienst können z. B. der Medizinische Dienst, Rentenversicherungsträger, Blutspendedienste und Hilfsorganisationen sein.
Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) ist eine unabhängige Institution, die im Auftrag der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen medizinische und pflegerische Begutachtungen durchführt, um unter anderem die Notwendigkeit von Leistungen zu bewerten. Beispielsweise übernimmt der MDK die Begutachtung und Einstufung von Patienten hinsichtlich:
- Pflegegrad
- Rehabilitationsbedarf
- Hilfsmittelbedarf
Außerdem führt man als Arzt beim Medizinischen Dienst auch Überprüfungen zur Qualitätssicherung in Krankenhäusern (siehe auch: Zusatzbezeichnung Ärztliches Qualitätsmanagement) sowie anderen medizinischen Einrichtungen durch und unterstützt Patienten bei der Klärung von möglichen Behandlungsfehlern.
Sozialmedizinischer Dienst der KBS
Der sozialmedizinische Dienst der Knappschaft-Bahn-See (KBS) ist eine spezialisierte Einrichtung innerhalb der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, die sich mit der Begutachtung und Beratung in sozialmedizinischen Fragen befasst. Der sozialmedizinische Dienst der KBS spielt eine wichtige Rolle in der Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Versicherten, insbesondere in Bezug auf Rehabilitationsbedürftigkeit, Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung.
Ärzte haben bei der KBS verschiedene berufliche Möglichkeiten, insbesondere in Bereichen, die sich mit sozialmedizinischen Bewertungen, Prävention, Rehabilitation und der Förderung der Gesundheit im Arbeitsumfeld befassen:
- medizinische Begutachtung zur Bewertung von Gesundheitszustand und Leistungsfähigkeit (z. B. im Rentenverfahren, Verbeamtung, Seediensttauglichkeit)
- Beratung von Versicherten und Arbeitgebern in sozialmedizinischen Fragen (z. B. Prävention, Rehabilitation, Arbeitsplatzanpassungen)
- Planung und Koordination von Rehabilitationsmaßnahmen
- Förderung der beruflichen Wiedereingliederung (z. B. Umschulung, Weiterbildungen)
Medizinischer Sachverständiger
Mit einem fertigen Facharzttitel ist man prinzipiell dazu berechtigt, ärztliche Gutachten zu erstellen. Um als Medizinischer Sachverständiger zu arbeiten, sind jedoch meistens, je nach Bundesland, noch diverse Zusatzqualifikationen notwendig. Dazu zählen z. B. die Zusatz-Weiterbildung Sozialmedizin oder eine Weiterbildung in Versicherungsmedizin. Schließlich kann man dann beispielsweise für Gerichte, den Medizinischen Dienst, Sozialversicherungen oder soziale Verbände und Organisationen ärztliche Gutachten erstellen. Mehr zu diesem Berufsbild gibt es hier:
Blutspendedienst
Der Blutspendedienst ist eine Organisation des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), wobei es je nach Region unterschiedliche Leitstellen gibt. Der Blutspendedienst hat die wichtige Aufgabe, Krankenhäuser und Arztpraxen mit lebenswichtigen Blutpräparaten zu versorgen. In dieser Hinsicht deckt diese Organisation drei Viertel des bundesweiten Bedarfs an Blutpräparaten.
Ärzte können beim DRK vor allem in den Fachrichtungen Transfusionsmedizin und Labormedizin arbeiten.
Als Arzt bei Hilfsorganisationen
Als Arzt bei Hilfsorganisationen eröffnen sich zahlreiche berufliche Möglichkeiten, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene angesiedelt sein können. Die medizinische Hilfe erstreckt sich dabei von Behandlungen, über Notfall- und Katastrophenhilfe bis hin zur Bildung und Schulung von Gesundheitspersonal in anderen Ländern. Verbände, wie das Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk (THW) oder die Johanniter-Unfallhilfe helfen beispielsweise Unfallopfern nach Naturkatastrophen.
Darüber hinaus betreiben einige sozialen Dienste wie Caritas, Diakonie und AWO auch eigenständig Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, in den man eine Stelle als Arzt abseits des staatlichen Krankenhaussystems finden kann. Viele der erwähnten Organisationen führen zudem auch Gesundheitskampagnen durch, um in der Öffentlichkeit für Aufklärung und Prävention zu sorgen. Auch hierfür benötigen sie oft Unterstützung von Ärzten.