
Auf nach Down Under! Viele deutsche Mediziner träumen davon, Deutschland den Rücken zu kehren und in ein anderes Land auszuwandern. Bisher wagten bereits 32 deutsche Ärzte den Schritt nach Australien. Verständlich! Denn die andere Seite der Erde, lockt mit gutem Wetter, unberührter Natur, tollen Ständen, belebten Millionenmetropolen sowie der Abgeschiedenheit des Outbacks. Für viele Auswanderer ist der einzigartige Kontinent ein Traumziel! Doch wie sieht es mit den Verdienstmöglichkeiten auf der anderen Seite der Welt aus und ist die Bürokratie für Auswanderer wirklich so nervenaufreibend?
Ärztebedarf in Australien
Der Arbeitsmarkt in Australien, sieht für Ärzte hervorragend aus. Denn seit einigen Jahren verzeichnet auch Australien einen starken Ärztemangel, vor allem in ländlichen Regionen, abseits der Großstädte. Denn zu den beliebtesten Städten für eine berufliche Niederlassung, zählen Großstädte wie Melbourne, Sydney, Brisbane oder auch Perth. Im Jahre 2009 war der Ärztemangel in Australien so hoch, dass eine Prämie von 3.000 australischen Dollar ausgezahlt wurde, sobald ein ausländischer Arzt angeworben wird und sich schlussendlich in Australien niederlässt.
Arztgehalt in Australien
Während das Einstiegsgehalt in Australien bei umgerechnet 44.000 – 48.000 Euro liegt und sich nicht deutlich von dem deutschen Einstiegsgehalt mit 46.600 – 57.800 Euro abhebt, unterscheiden sich die Gehälter im späteren Verlauf deutlich. Während man als Mediziner mit leitender Funktion in Deutschland mit 79.500 Euro bis 123.400 Euro Jahresgehalt rechnen kann, liegt der Verdienst in Australien bei umgerechnet 135.000 Euro bis sage und schreibe 400.000 Euro. So werden Überstunden meist mit dem doppelten Satz vergütet und auch die Schichtarbeit wird bezuschusst. Auch Fachärzte zählen in Australien zu den Top Verdienern. Denn 300 bis 400 australische Dollar für einen 20 Minuten Termin bei einem Spezialisten sind keine Seltenheit. Vor allem als Zahnarzt kann man sich ein goldenes Näschen verdienen, denn in der staatlichen Krankenversicherung (Medicare) sind weder Zahn- noch Augenbehandlungen inbegriffen. Die meisten Australier sind aufgrund dessen mit einer zusätzlichen Privatversicherung abgedeckt.
Land | Durchschnittssgehalt als Einsteiger – Von | Durchschnittssgehalt als Einsteiger – Bis | Durchschnittsgehalt in leitender Funktion – Von | Durchschnittsgehalt in leitender Funktion – Bis |
---|---|---|---|---|
Australien | 44.000 Euro | 48.000 Euro | 135.000 Euro | 400.000 Euro |
Deutschland | 46.600 Euro | 57.800 Euro | 79.500 Euro | 123.400 Euro |
Arbeitsbedingungen in Australien
Die Australier schätzen gutes Fachpersonal, welches über entsprechendes Know-How verfügt. Ist man als deutscher Mediziner in einem australischen Krankenhaus tätig, wird man schnell feststellen, dass der Tagesablauf dem deutschen sehr ähnelt. Jedoch Verläuft alles im Großen und Ganzen entspannter und ruhiger. Auch das Arzt-Patienten-Verhältnis ist wesentlich enger und um einiges vertrauter. Während in Deutschland oftmals an Personalkosten gespart wird, ist in Australien deutlich mehr qualifiziertes Personal zur Betreuung der Patienten verfügbar. Auch die Hierarchie ist flacher und die Umgangsformen gelten in Australien als sehr locker. Allgemein sind die Australier als offenes und aufgeschlossenes Volk bekannt.
Lebensqualität in Australien
Australier sind für ihre sorgenlose und entspannte Mentalität bekannt. „No Worries“ ist hier nicht nur ein Sprichwort, sondern eine Lebenseinstellung. Vielleicht ist genau deshalb die Lebensqualität in Australien so außergewöhnlich hoch. So bewerten die Australier ihre Lebenszufriedenheit mit einer 7,3 von 10. Vor allem das Zivilengagement ist überdurchschnittlich hoch. Aufgrund der milden Winter, heißen Sommer und stetig angenehmen Temperaturen, spielt sich das Leben in Australien weitestgehend draußen ab. Egal ob man einer Sportaktivität nachgeht oder einfach nur einen Kaffee am Straßenrand genießt – Die Australier sind alles andere als Couchpotatoes. Auch finanziell schneiden die Australier besser ab: Das Durchschnittseinkommen beträgt umgerechnet 36.990 Euro jährlich. Zieht man Abgaben wie die Einkommenssteuer, Sozialabgaben und Krankenversicherungsbeiträge ab, sind durchschnittlich 25,89% der Summe abgabepflichtig. Im Übrigen entfallen die Rentenversicherungsbeiträge in Australien. Diese werden zusätzlich zum eigentlichen Lohn vom Arbeitgeber getragen und nennen sich „Superannuation“.
In Deutschland liegt das Einkommen jährlich bei durchschnittlich 35.000 Euro. Abzüglich aller Abgaben ergibt sich eine Gesamtbelastung von 36,93%. Durchschnittlich bleibt in Australien also mehr übrig als in Deutschland. Allerdings ist auch der Lebensunterhalt auf dem 5. Kontinent höher als der Deutsche. Denn Lebensmittel sind teuer und die Mietpreise in Großstädten wie Sidney oder Melbourne sehr hoch.
Voraussetzungen und Vorbereitungen
Um als deutscher Mediziner in Australien beruflich Fuß zu fassen, muss man zunächst einen Sprachtest, den sogenannten „Occupational English Test“ durchführen. Um die Berufsgenehmigung zu erhalten, muss die „Australian Medical Council (AMC) Examination“ absolviert werden, welche sich aus einer theoretischen und praktischen Prüfung zusammensetzt. Des Weiteren benötigt man eine uneingeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Das Visasystem für Australien ist jedoch sehr komplex, denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten ein Visum zu beantragen.
So gibt es verschiedene befristete und unbefristete Visen für Fachkräfte, welche in Australien tätig werden möchten. Ein vorläufiges Arbeitsvisum für Ärzte ist vor allem für Mediziner interessant, welche noch keine vollständige Arztzulassung in Australien besitzen. Strebt man ein permanentes Arbeitsvisum für Ärzte an, benötigt man zunächst eine vollständige, allgemeine Arztzulassung oder eine Registrierung als Facharzt. Mit einer Registrierung als Facharzt, kann der Mediziner jedoch ausschließlich in seinem Spezialgebiet tätig werden. Des Weiteren müssen sich Ärzte bei der zuständigen Ärztekammer für den jeweiligen Staat registrieren, in dem sie ihren Beruf künftig ausüben möchten. Ausschließlich die zuständige Ärztekammer entscheidet schlussendlich über die Zulassung eines Mediziners. Das „Skilled Migration Program“ hingegen, ist vor allem für Ärzte interessant, welche unabhängig von einem Arbeitgeber ihr Visum beantragen möchten um in ihrem Beruf tätig zu werden.
Wer sich dazu entscheidet nach Australien auszuwandern, muss eine „Tax File Number“ (Steuernummer) beim Finanzamt beantragen. Ein australisches Bankkonto hingegen, lässt sich bei manchen Banken auch schon von Deutschland aus eröffnen. Besitzt man einen Führerschein, so muss dieser bei Ankunft in einen australischen umgewandelt werden. Für die staatliche Krankenversicherung in Australien, werden 1,5% des zu versteuernden Gehalts fällig. So übernimmt die Krankenversicherung den Großteil der Kosten eines Hausarztbesuches, jedoch nur 85% der Kosten, die für den Besuch eines Spezialisten anfallen. Es ist daher dringend zu empfehlen, eine private Krankenversicherung oder zumindest eine Zusatzversicherung abzuschließen.
Fazit
Aufgrund der wunderschönen Natur, dem angenehmen Klima und der teils direkten Nähe zum Strand, ist Australien für viele deutsche Mediziner ein Traumziel. Ob man sich in Australien dauerhaft als Arzt niederlassen will, oder ob die Entfernung zur Heimat zu groß ist, muss schlussendlich jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist jedoch: qualifiziertes Fachpersonal wird auch auf der anderen Seite der Erde, dringend gesucht!