
Wer sich dazu entscheidet auszuwandern und Deutschland den Rücken zuzukehren steht erst einmal vor der Entscheidung wohin es eigentlich gehen soll. Für viele Deutsche sind die skandinavischen Länder wie Schweden sehr beliebt. Idyllische und atemberaubende Seen, Flüsse und Nadelwälder machen Schweden zu einem attraktiven Auswanderungsland, und das obwohl die Sommer außerordentlich kurz sind.
Inhaltsverzeichnis
Dabei punktet Schweden vor allem mit einer hohen Lebensqualität. Aufgrund der Familienfreundlichkeit und einem hohen Kinderbetreungsangebot in Schweden ergeben sich insbesondere für Ärztinnen viele berufliche Chancen. Für viele ergibt dadurch eine besonders gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber lohnt sich der Gang als Arzt nach Schweden überhaupt? Im folgenden Artikel nehmen wir das Auswanderungsland hinsichtlich Gehalt, Arbeitsbedingungen und Lebensqualität mal genauer unter die Lupe und zeigen auf, welche Vorteile und Chancen es für deutsche Ärzte und Ärztinnen gibt.
Ärztebedarf in Schweden
Wie auch in Deutschland, sind Ärzte in Schweden gefragt. Denn auch hier fehlt es aufgrund der zunehmenden Alterung der Menschen und dem hohen Bedarf an Pflegeleistungen an ausgebildeten Medizinern. Ein weiterer Grund liegt vor allem – am Bedarf gemessen – an der niedrigen Zahl von Hochschulabsolventen, die ein Medizinstudium in Schweden beenden. Bereits im Jahr 2004 wird von der “Nationalen Agentur für Hochschulbildung Schweden” verkündet, dass die Zahl der Absolventen um etwa 30 Prozent steigen müsse, um den Bedarf an Ärzten decken zu können.
Derzeit wird der Ärztemangel mit Fachkräften aus anderen europäischen Ländern bekämpft. So werden auch deutsche Ärzte mit Kusshand genommen. Außerdem genießt die medizinische Ausbildung in Deutschland bei den Schweden einen hohen Ruf. Über die schwedische Botschaft in Berlin wird daher versucht, deutsche Ärzte gezielt anzuwerben. Geworben wird dabei mit einer guten Work Life Balance, wie bezahlte Überstunden, vier Wochen Urlaub am Stück oder einer geringen Anzahl an Schichtdiensten.
Arztgehalt in Schweden
Wer sich dafür entscheidet nach Schweden auszuwandern, muss allerdings beim Gehalt Abstriche machen. Während Ärzte in Deutschland als Berufseinsteiger mit einem Gehalt zwischen 47.000 und 58.000 Euro rechnen können, liegt die Gehaltsspanne in Schweden nur zwischen 41.000 und 51.000 Euro. Damit verdient ein Berufseinsteiger in dem skandinavischen Land rund 14 % weniger als ein deutscher Arzt.
Wer eine leitende Funktion, z.B. als Oberarzt inne hat, kann mit einem Einkommen von etwa 69.000 bis 86.000 rechnen.
Wie in Deutschland gibt es auch in Schweden ein spürbares Land-Stadt-Gefälle. Generell gilt, dass der Verdienst auf dem schwedischen Land geringer ausfällt als in städtischen Gegenden. Das beste Gehalt können Ärzte in Stockholm erhalten. Auch nach Region gibt es starke Schwankungen. So kann das Gehalt im Süden höher ausfallen als im Norden. Wem ein gutes Gehalt wichtig ist, lebt und arbeitet am besten zwischen Trelleborg und Söderhamm.
Land | Durchschnittssgehalt als Einsteiger – Von | Durchschnittssgehalt als Einsteiger – Bis | Durchschnittsgehalt in leitender Funktion – Von | Durchschnittsgehalt in leitender Funktion – Bis |
---|---|---|---|---|
Schweden | 41.400 Euro | 50.900 Euro | 68.700 Euro | 85.500 Euro |
Deutschland | 46.600 Euro | 57.800 Euro | 79.500 Euro | 123.400 Euro |
Schwedische Gehälter unterliegen einem hohen Steuersatz, der sich in zwei Teile gliedert:
- einkommensunabhängige Kommunalsteuer (zwischen 29 und 35 %)
- staatliche Einkommenssteuer (< 50.749 Euro 20 %; > 50.749 25 %)
Demnach müssen Arbeitnehmer höchstens 57 % an den Staat zahlen. In Deutschland sind es hingegen maximal 42 %.
Arbeitsbedingungen in Schweden
Während Ärzte in Deutschland auch Verantwortung für die wirtschaftlichen Abläufe eines Betriebs tragen, konzentrieren sich schwedische Ärzte in erster Linie auf den laufenden Betrieb. Die Personalverantwortung entfällt und gilt als Aufgabe des zuständigen Geschäftsführers.
Zu erwähnen sind an dieser Stelle auch die hierarchischen Strukturen in Krankenhäusern. Denn in Schweden wird auf Mitbestimmung großen Wert gelegt. Damit sind weniger Hierarchien gegeben. Das hat einerseits den Vorteil, dass die Arbeit im Vergleich zu Deutschland als angenehmer empfunden wird. Andererseits dauert ein Entscheidungsprozess wesentlich länger.
Zudem ist Schweden für ein familienfreundliches Arbeitsklima bekannt. Niedrige Gebühren für die Kinderbetreuung und ein kollegiales Umfeld mit flachen Hierarchien – zwei Vorzüge der Arbeits- und Lebensbedingungen in Schweden. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Ärzte beträgt zudem maximal 40 Wochenstunden. Außerdem dürfen Mediziner höchstens 18 Stunden am Stück arbeiten. Und werden Überstunden abgeleistet, können diese durch entsprechende Freizeitstunden ausgeglichen oder durch finanzielle Mehrarbeitszuschläge ausbalanciert werden.
Unter den Mitarbeitern herrscht ein kollegiales und entspanntes Miteinander. Ärzte und Pflegepersonal bewegen sich auf Augenhöhe und unterstützen sich gegenseitig.
Und wer ein Medizinstudium abgeschlossen hat, übernimmt nicht grundsätzlich eine Leitungsfunktion. So kann es zum Beispiel sein, dass eine Krankenschwester hierarchisch über einem Arzt steht. Denn im Alltag zählen praktisches Wissen und Erfahrungen.
Zudem ist das Angebot an Weiterbildungen groß und wird als Arbeitszeit gezählt.
Dass die Arbeit in deutschen Krankenhäusern von Stress, Hektik und enormen Druck geprägt ist, ist allgemein bekannt. Somit sind die besseren und sehr angenehmen Arbeitsbedingungen in Schweden ein großer Anreiz.
Lebensqualität in Schweden
Schweden bietet im internationalen Vergleich einer der besten Standards für Ärzte – so das Ergebnis der “Entwicklungsagentur der Vereinten Nationen” (UNDP) im Jahr 2009. Berücksichtigt wurden bei der Berechnung die Faktoren Gesundheit, Bildung und Lebensstandard. Die attraktiven Lebensbedingungen erhöhen damit insgesamt den Wert einer Jobstelle in Schweden.
Hinzu kommt, dass Arbeitgeber bei der Wohnungssuche und der Finanzierung für Sprachkurse zur Seite stehen. Schwedische Arbeitgeber sind dafür verantwortlich, dass Ärzte die Landessprache vor Beginn der Tätigkeit beherrschen. Wer die schwedische Sprache nicht spricht, kann so einen finanzierten Kurs für sich beanspruchen, womit auch der finanzielle Start in Schweden erleichtert wird.
Voraussetzungen
Wer nach Schweden auswandern möchte, braucht grundsätzlich keine Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsgenehmigung. In den ersten drei Monaten kann ohne Erlaubnis gelebt und gearbeitet werden. Danach muss man sich beim Einwanderungsamt melden, das eine Aufenthaltsrechtskarte ausstellt. Bei Antragsstellung müssen allerdings bestimmte Bedingungen erfüllt werden, dazu gehören:
- ein Arbeitsvertrag bei einem schwedischen Unternehmen oder
- ein eigener Betrieb oder
- genügend Rücklagen oder
- als Partner eines Einwanderers mit Aufenthaltsrecht oder als Elternteil eines Kindes unter 21 Jahren mit Aufenthaltsrecht
Nach 5 Jahren besteht die Möglichkeit die schwedische Staatsbürgerschaft zu beantragen.
Fazit
Die Arbeitszeit in Schweden ist für Ärzte effektiv geringer. Wer Überstunden ableistet oder Weiterbildungskurse absolviert, kann diese geltend machen. Ein entscheidender Unterschied zu Deutschland: Ärzte in Schweden können sich auf die medizinische Arbeit und ihre Patienten konzentrieren. Der ökonomische Aspekt und die Verantwortung für die Personalplanung – das alles gehört zu den Aufgaben des Geschäftsführers. Deutsche Ärzte sind in Schweden gefragt, weshalb sich ein Gang ins Ausland durchaus lohnen kann. Familien profitieren von besonders familienfreundlichen Bedingungen, wodurch sich die Lebensqualität als Arzt in Schweden erhöhen kann.
Wer sich für einen Job als Arzt im skandinavischen Land entscheidet, kann mit der Unterstützung des Arbeitgebers rechnen. Die Kosten für Sprachkurse werden übernommen, um sicherzustellen, dass Ärzte auf schwedisch kommunizieren können.