Die Vereinigten Staaten stehen bei den außereuropäischen Ländern, in die deutsche Ärzte abwandern, ganz weit oben. 2018 beschritten 105 Mediziner den Weg über den Atlantik. Insgesamt arbeiten rund 5.000 deutsche Ärzte in der USA. Trotz erheblicher Schwächen im US-Gesundheitssystem – manchem gelten die Vereinigten Staaten offenbar immer noch als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In Forschung und Lehre sind die US-Universitäten Weltspitze, viele innovative medizinische Verfahren haben hier ihren Ursprung. Wie lebt und arbeitet es sich als Arzt in der USA? Darauf geben wir Antwort.
Ärztebedarf in der USA
In der USA herrscht ein schon fast chronischer Ärztemangel. Das gilt vor allem außerhalb der Ballungsgebiete auf dem flachen Land. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ein Punkt ist das starke Bevölkerungswachstum. 1990 lebten in der USA noch 250 Mio. Menschen, heute sind es über 310 Mio.! Die Zahl der Ärzte hat damit nicht Schritt gehalten, zumal viele Ärzte altersbedingt aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Da die Krankenversicherung nach wie vor rudimentär entwickelt ist und die Obama-Reformen unter Donald Trump teilweise wieder zurückgedreht wurden, besteht eine strukturelle Unterversorgung mit medizinischen Leistungen. Anders als in europäischen Ländern regeln in der USA Angebot und Nachfrage sowie finanzielle Leistungsfähigkeit den Gesundheitsmarkt. Für 2015 wurde bereits eine Lücke von 63.000 Ärzten festgestellt, für 2021 wird von knapp 100.000 fehlenden Ärzten ausgegangen, für 2025 von über 130.000. Als deutscher Arzt in der USA? Der Bedarf ist da!
Arztgehalt in der USA
Auch bei den Arztgehältern wirken die Marktkräfte stärker als bei uns. Der herrschende Ärztemangel ist “preissteigernd” und treibt die Gehälter nach oben. Generell gibt es größere Gehalts-Bandbreiten als wir sie kennen. Berufseinsteiger verdienen im Schnitt schlechter als in Deutschland, Ärzte in leitender Position und Fachspezialisten dagegen besser – zum Teil sogar signifikant besser. Einstiegsgehälter bewegen sich in einer Bandbreite von 36.000 Euro bis 40.000 Euro und damit fast ein Drittel unter dem deutschen Niveau, bei leitenden Ärzten und Fachärzten sind Größenordnungen von 185.000 Euro bis 450.000 Euro Jahresgehalt möglich – das Doppelte bis Dreifache des deutschen Salärs. Nach oben gibt es kaum Grenzen. Hinzu kommt, dass die Steuerbelastung in den USA durchweg niedriger ist als bei uns. Auf der anderen Seite muss man aber für soziale Absicherung weitgehend selbst sorgen. Und auch die Lebenshaltungskosten sind deutlich höher als in Deutschland, dafür sind Immobilien oft preiswerter. Dabei kommt es auch darauf an, wo man sich niederlässt.
Land | Durchschnittssgehalt als Einsteiger – Von | Durchschnittssgehalt als Einsteiger – Bis | Durchschnittsgehalt in leitender Funktion – Von | Durchschnittsgehalt in leitender Funktion – Bis |
---|---|---|---|---|
USA | 36.000 Euro | 40.000 Euro | 185.000 Euro | 450.000 Euro |
Deutschland | 46.600 Euro | 57.800 Euro | 79.500 Euro | 123.400 Euro |
Am besten verdient ein Arzt in der Orthopädie, Plastischen Chirurgie und Kardiologie. Mit einem geringen Gehalt muss man in der Kinderheilkunde und Allgemeinmedizin rechnen.
Arbeitsbedingungen USA
Herrscht schon in deutschen Kliniken Kosten- und Leistungsdruck, gilt das für die USA noch viel mehr. Wochenarbeitszeiten für Assistenzärzte in US-Krankenhäusern von 100 Stunden und mehr sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Auch sonst werden Ärzte in ihrem Beruf stark gefordert. Wer an das reglementierte deutsche Gesundheitssystem mit seinen festgefügten Strukturen gewohnt ist, wird sich in den USA umstellen müssen. Das kann befreiend, aber auch verunsichernd sein. Gewöhnungsbedürftig ist auch die andere “Klagekultur”. Ärzte stehen hier häufiger in der Gefahr, wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Fehler verklagt zu werden. Und die Urteilspraxis weicht auch von deutschen Richtersprüchen ab. Eine entsprechende Absicherung (Berufshaftpflichtschutz) ist noch wichtiger als in Deutschland.
Lebensqualität USA
Lebensqualität ist stets eine Frage der Definition und hängt wesentlich davon ab, wo und wie man konkret lebt. Das gilt für die USA mit ihrer riesigen Fläche und ihren großen Unterschieden allzumal. In Länder-Rankings bezüglich der Lebensqualität rangieren die Vereinigten Staaten meist nicht unter den Top 10, sondern bewegen sich im oberen Drittel. Dazu tragen “Defizite” wie Mängel im Gesundheitssystem, bei der sozialen Absicherung oder bei der persönlichen Sicherheit bei. Dennoch lässt es sich als Arzt in der USA gut leben. Die Aussicht auf einen hervorragenden Verdienst und fachliches Spitzen-Know How sind starke Argumente, nach Amerika zu gehen.
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